Mourning Caress - Deep Wounds, Bright Scars

Review

 

„Meine Güte, beruhig dich doch!“ möchte man Gerrit zurufen, dem Sänger der Melodic Death Band MOURNING CARESS aus Münster, denn sein ganz zu Beginn vielleicht noch als authentisch verzweifelt durchgehendes, schon ab dem zweiten Song aber ziemlich an den Nerven reibendes eindimensionales Organ, sorgt im Alleingang für Punktabzug. Bei gewissen Hardcore-Bands mag diese Art permanenten Wehklagens gut funktionieren, bei einer Band, deren musikalische Grundzutat die melodisch-harten Schwedengitarren sind, klappt es nur sehr vereinzelt. Der Gesang auf diesem ansonsten gar nicht mal so schlechten Albums ist über weite Strecken ein echter Irrläufer, nicht, weil Gerrit ein schlechter Shouter wäre, sondern weil Stil und Stimme oft einfach nicht zusammenpassen wollen. Ganz große Ausnahme: Der abschließende Hammer „Never Surrender“, bei dem die Phrasierung und Emotion aus irgendeinem Grund ganz hervorragend passen. Wäre das ganze Album in dieser Art und Weise eingesungen worden, hätte ich wohl diesbezüglich nichts zu meckern gehabt.

 

Ärgerlich ist diese gesangliche Monotonie besonders insofern, als dass ein Teil der Nummern auf „Deep Wounds, Bright Scars“ den zahlreichen Melodic Death-Fans bestens in die Karten spielt, weil die Band den Mangel an Originalität durch souveräne und konsequente Arbeit im instrumentalen Bereich kompensieren kann. Songs wie „My Skin Turned Black“ oder „A Matter Of Time“ sind eigentlich ziemlich gut, überzeugen vor allem dadurch, dass die Gitarristen ihre Fähigkeiten einzusetzen wissen, und dass die Ideen über Albumdistanz nicht auszugehen scheinen. Das, was Liebhaber des Genres an ihren vornehmlich aus Schweden stammenden Bands so zu schätzen wissen, ist im Grunde im vollem Maße vorhanden, lediglich der Grad der Düsternis dürfte bei nordeuropäischen Bands noch ein wenig höher sein. Angesichts des Melodiegefühls und des Verständnisses für Vielseitigkeit und Abwechslung im richtigen Maß, das die Songwriter an den Tag legen, ist das aber zu verschmerzen. Neben „Never Surrender“ weiß besonders das mit Hilfe von DARK TRANQUILLITYs Mikael Stanne eingespielte „Wastelands Within“ zu überzeugen. Produktionstechnisch geht die Scheibe für eine Band dieses Status vollkommen in Ordnung.

 

Letzten Endes sollten MOURNING CARESS von Melodic Death-Fans definitiv angetestet werden. Die Möglichkeit, dass sich der ein oder andere weit weniger am Gesang stört als ich, ist immerhin jederzeit gegeben. Seien wir also nicht unfair und bescheinigen der Band ein enormes Maß an Talent – an den Schwachpunkten lässt sich arbeiten.

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24.01.2012

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