Es gibt Bands, auf die ist Verlass, wenn es um hochqualitative Musik geht. Eine dieser Bands, welche mich niemals enttäuscht haben, sind MOURNING BELOVETH, welche sich für ihr neues Werk „Formless“ satte 5 Jahre Zeit gelassen haben. Aber gut Ding will eben Weile haben, und in unserer schnelllebigen Zeit erscheint mir eine besonnene Herangehensweise sehr wohltuend. Und „Formless“ ist ein wahrhaft starker Brocken, was nicht nur am Doppelalbum-Format liegt.
Mit ihrem inzwischen fünften Album knüpfen die Iren einerseits nahtlos an ihr bisheriges Schaffen an, führen aber ihren eigenen Stil einen Schritt weiter. MOURNING BELOVETH gehen Stück für Stück weg vom allzu puristischen Death Doom Metal mit seinen monolithischen, monoton wuchtigen Songs, und öffnen diesen für viele feine Nuancen, zeigen eine neue Offenheit. Dadurch wirken die neuen Stücke leichter, abwechslungsreicher. Und dennoch ist es ganz klar Death Doom Metal, welchen wir da zu hören bekommen, zutiefst emotional und atemberaubend dargeboten. „Formless“ pendelt zwischen ultraschwerem Doom und melancholischen, zugänglichen Melodien. Gerade die grandiosen, majestätisch elegischen Leads sind herausragend, hinzu gesellen sich längere Akustikpassagen. Und selbstredend gibt es wieder melodische Riffs in minutenlanger Wiederholungsschleife mit nur mäßiger Variation. Natürlich sind MOURNING BELOVETH nun keine leichte Kost für zwischendurch, daran ändert sich auch am neuen Album nichts, dafür sind sie doch zu sperrig, erfordern die Epen viel Aufmerksamkeit für den Hörer.
Da wäre beispielsweise der hervorragende Opener „Theories Of Old Bones“, ein 15minütiges Epos voller Melancholie, oder „Ethics On The Precipice“ mit ungewöhnlichem Akustik-Mittelteil, dem gegenüber ist das stampfende „Old Rope“ schon fast so catchy, dass man die Nummer fast im Radio spielen könnte – aber dafür ist es doch zu viel Todesblei und natürlich würde die Selbstmordrate gleich deutlich nach oben gehen. Die Stücke sind sehr ausufernd, die Kontraste noch stärker, langsame Dinge sind noch langsamer, dunkle Sachen noch finsterer, die Growls von Darren Moore noch fieser, der Klargesang von Frank Brennan noch ausgereifter, die Harmonie zwischen beiden auf dem Ideallevel. Neben den erwähnten Stücken ist auf CD 2 mit „Transmissions“ noch ein weiteres dunkles, nihilistisches, schleppendes Highlight enthalten, dieser ungewöhnliche Song arbeitet mit nur leicht verzerrten Gitarren und wird von leise gezupfter Akustik-Gitarre begleitet, mit zynischen, sich immer stärker steigernden Spoken-Word-Passagen mit Auszügen von Orwells „1984“. Dieses Stück ist in jeglicher Art anders und verdeutlicht nochmals, wie sich MOURNING BELOVETH weiterentwickelt, geöffnet haben.
So ist den Iren wieder einmal ein bittersüßes überragendes Werk gelungen, komplex sperrig und zugänglich zugleich, fordernd aber nicht überfordernd. Triste Schönheit für Kenner.
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