Wenn eine Band deutlich nach einem offensichtlichen Vorbild klingt, dann kann man das natürlich ideenlose Abkupferei nennen. Es kann aber auch dem Umstand geschuldet sein, dass man in nahezu jedem Genre an gewissen Vorbildern ganz einfach nicht vorbei kommt. Und im Doom Death sind das ganz klar MY DYING BRIDE. Das dachten sich offenbar auch MOURNERS LAMENT und schippern auf ihrem Debüt doch deutlich im Fahrwasser der britischen Altmeister. Deswegen ist „We All Be Given“ aber keineswegs verzichtbar, haben wir es doch hier mit einer richtig guten Scheibe zu tun.
Doom Death der gehobenen Trauer
Sänger Cristian hat natürlich nicht ganz das Charisma eines Aaron Stainthorpe, aber wem ist das schon gegeben? Dennoch kann er sowohl mit seinen Growls als auch mit dem typischen rezitativen Sprechgesang überzeugen. Darunter webt die Instrumental-Fraktion einen schönen traurigen Schicksals-Teppich. Da können sich Doom-Jünger so richtig schön im (Selbst)Mitleid suhlen.
Die Scheibe gefällt vor allem durch ihre Kompaktheit. Die Chilenen liefern gleichmäßig Qualität ab und konzentrieren sich nicht nur auf einen oder zwei „Hits“. Daher sollte man hier auch gar nicht großartig einzelne Songs hervorheben oder sezieren sondern die Scheibe am Stück betrauern. Wenn man aber doch einen Track als Referenz nennen sollte, dann wohl am ehesten „Suffocating Hopes“. Da zelebrieren MOURNERS LAMENT ihren Doom Death sehr stilvoll und überwiegend zäh wie Lava. Die eher harschen Passagen wechseln sich immer wieder mit den vom Sprechgesang unterlegten ruhigeren ab. So ist auch dieser Song oft ziemlich minimalistisch und gerade deswegen sehr wirkungs- und eindrucksvoll. Das erinnert in manchen Momenten auch an ganz alte HEAVENWOOD. Im letzten Drittel wechselt man sogar zu regelrecht flotten Rhythmen. Das hätte man jetzt nicht unbedingt so erwartet, lockert die ganze Sache aber durchaus gekonnt auf. Doch dann geht’s wieder von der mittleren Spur nach rechts bis fast zum Standstreifen. Etwas nach unten raus fällt lediglich das etwas künstlich auf Länge gestreckte Titelstück, das hätte man gerne etwas kürzen dürfen. Auch wenn das Finale dieses Songs und damit des gesamten Werkes dann wieder absolut würdevoll und episch getragen ist. So beendet man äußerst stilvoll eine solche Scheibe!
„We All Be Given“ hat natürlich nicht ganz die Klasse der offensichtlichen Vorbilder MY DYING BRIDE. Aber Preisfrage an alle Doom-Jünger: Wer hat die schon in diesem Genre? Da ist in Sachen (Hit)Potential und Songwriting schon noch Luft nach oben, MOURNERS LAMENT können einen (noch) nicht durchweg fesseln. Dennoch sollten Doom Death Fans hier durchaus mal beide Ohren riskieren, es lohnt sich durchaus.
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