Mit MOURN THE LIGHT aus Connecticut stellt sich nun eine neue Truppe bereit, das große, weite Feld des altehrwürdigen Doom Metals unsicher zu machen. Das Quintett wurde 2018 gegründet und auf den bisher veröffentlichten Singles konzentrierte sich die Band noch stärker auf traditionellen Doom der BLACK-SABBATH-Ära gepaart mit Stoner-Elementen. Mit ihrem ersten Longplayer “Suffer, Then We‘re Gone“ versuchen MOURN THE LIGHT nun jedoch ihren ganz eigenen Fußabdruck in der Doom-Metal-Szene zu hinterlassen.
Die Mischung soll es für MOURN THE LIGHT machen
Das geht bei ihrem Debüt “Suffer, Then We‘re Gone“ jedoch nur bedingt auf. MOURN THE LIGHT arbeiten sich nicht stringent an einem mächtigen Doom-Riff ab. Vielmehr versuchen sie, viele verschiedene Stil-Ausprägungen unter ein Dach zu bringen. So weckt der Opener “When The Fear Subsides“ anfangs Erinnerungen an die frühen CANDLEMASS zu “Nightfall“-Zeiten. Sänger Andrew Stachelek kommt aber nicht mal ansatzweise an die Opern-Gewalt von Messiah Marcolin heran. Nach fast zwei Minuten herrlich traditionellem Epic-Doom-Metal kommt es zu einer allzu abrupten (und leicht unglücklichen) Zäsur. “When The Fear Subsides“ klingt dann auf einmal wie kitschiger 90er Jahre Power Metal. Die jungen HAMMERFALL lassen grüßen. Nur um dann wieder in den besagten Doom zu wechseln. Ein Wechsel von dem leider der gesamte Song geprägt ist.
Mourn the Potpourri
Dieser teils abrupte Wechsel zwischen den Stilelementen zieht sich nicht nur durch den ersten Song von “Suffer, Then We‘re Gone“. Vielmehr scheinen sich MOURN THE LIGHT auf dem gesamten Album nicht sicher gewesen zu sein, welches Genre sie hier eigentlich bedienen möchten. “I Bare The Scars“ tendiert zum Beispiel noch deutlicher zum Power Metal der 90er Jahre. Auf “Take Your Pain Away“ hingegen nähern sie sich dem bluesgetriebenen Hard Rock und Metal der späten 70er an (Fans von BLACK SABBATH und THE OBSESSED können hier aufhorchen). Ein Genre-Mix, der nicht wirklich aufgehen möchte.
Unepischer Doom Metal auf „Suffer, Then We’re Gone“
Es schadet sicherlich nicht, sich auf mehrere Elemente zu verlassen und sich facettenreich aufzustellen. Doch dafür müssen die einzelnen Facetten auch in der Gesamtheit zusammen funktionieren. Das gelingt MOURN THE LIGHT nur selten. Ihre deutliche Stärke liegt eher im episch angehauchten Doom Metal der frühen CANDLEMASS, SOLITUDE ATEURNUS oder CRYPT SERMON. Wobei sie auch hier noch viel an sich arbeiten müssen. Denn wo genannte Bands wirklich episch und mächtig klingen, wirken MOURN THE LIGHT gerne unfreiwillig kitschig (z.B. “End Of Times“, “Suffer Then We’re Gone“). Auch die Ausflüge in andere Gefilde fallen nicht wesentlich besser aus. “Refuse To Fall“ klingt beispielsweise stark, als hätten sich MOURN THE LIGHT von PHARAOH inspirieren lassen. Der Song erreicht aber nicht mal im Ansatz deren Größe.
Kraftfutter oder Beilage für Fans?
Alles in Allem haben MOURN THE LIGHT mit “Suffer, Then We‘re gone” ein Debütalbum veröffentlicht, welches vielleicht nur hartgesottene und ausgehungerte Doom-Fans interessieren dürfte. Wer hier auf die nächste Offenbarung gehofft hat, wird schnell enttäuscht werden. Dennoch wird beim Hören klar, dass die Band durchaus musikalisch interessante Visionen hat. Es mangelt nur immer wieder an den Fähigkeiten, diese technisch umzusetzen. “When The Fear Subsides” oder “Refuse To Fall” könnten großartige Songs sein, wenn sie denn dementsprechend umgesetzt worden wären. Bleibt zu hoffen, dass MOURN THE LIGHT die kommenden Jahre effektiv nutzen und weiter an sich und ihrem Songwriting arbeiten.
Text: Tim Otterbeck
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