Die Schar an Sludge Doom Bands entwickelte sich in den letzten Jahren zu einem unüberschaubaren und permanent vor sich hin wuchernden Dickicht, aus dem es nur schwer möglich scheint, herauszustechen. MOUNTAINEER aus Oakland schicken sich dennoch an, dies zu versuchen, wobei ihnen dies auch mit ihrem zweiten Longplayer „Passages“ laut Kollege Wolfsbrunn nur sehr bedingt gelang. Mit „Bloodletting“ liegt nun der dritte Streich der mittlerweile offenbar zum Sextett gewachsenen Formation vor. Ob sich die Kalifornier hier nicht mehr ganz so harmlos zeigen? Der Albumtitel lässt zumindest hoffen.
MOUNTAINEER – Unglücklicher Start
„Blood Of The Book“ ist als Opener äußerst unglücklich gewählt. Der Grund: Der äußerst dünne, nasale und vermutlich digital vervielfachte Klargesang wirkt windschief und hat ganz zu Anfang sogar leicht unfreiwillig komische Momente. Im weiteren Verlauf wird dieser „Chor“ zwar stimmig in das Soundbett integriert, bleibt aber als erste Begrüßung des Hörers ein Fehlgriff. Die besonders in den ruhigen Passagen gut eingefangene Melancholie zieht sich durch den gesamten Song und kann diesen auch zusammenhalten. Die leider – egal ob geschrien oder klar gesungen – zu leise abgemischten Vocals wären gar nicht unbedingt nötig gewesen. Der Sound insgesamt wirkt im Übrigen natürlich und selten überladen. Lediglich die Drums sind zwar wuchtig, etwas weniger staubige Trockenheit hätte ihnen aber gut gestanden.
Das Hauptriff von „The Weeds I Have Tended“ verweist erstmals auf die Verwurzelung im Doom, während der angerauhte Gesang hier eher in Richtung Alternative Rock geht. Ansonsten bewegt sich die Nummer innerhalb sehr enger Grenzen, es passiert einfach zu wenig. Die Post-Rock-Passagen, wie zu Anfang von „Shot Through with Sunlight“ gehören zum gefühlvollsten und damit auch besten, was MOUNTAINEER in ihrem Repertoire haben, ganz besonders in Kombination mit doomiger Hoffnungslosigkeit. Auch die geradezu epischen Melodiebögen, wie zum Ende des Songs, dürften gerne öfters zum Einsatz kommen, sind insgesamt aber zu rar gesät.
Warum es nötig war, die vertonte Langeweile von „To Those We’ve Said Goodbye“ auf über sieben Minuten auszuwalzen, wird wohl das Geheimnis der Künstler bleiben. Während der Titeltrack zunächst ähnliches befürchten lässt, öffnet sich dieser dann aber doch noch – eine der besten Post-Rock-Passagen der Platte macht ihn sogar noch zu einem kleinen Highlight. Dank des starken Hauptriffs und einiger geradezu eingängiger Melodien könnte dies auch für „South To Infinity“ gelten, allerdings wirkt die Nummer mit ihren gut acht Minuten doch so, als wäre sie nicht bis zum Ende ausgearbeitet worden. Offenbar ein grundsätzliches Problem der Band.
Während „Apart“ vollkommen belanglos vor sich hin plätschert, eher wie ein viel zu langes Interlude wirkt, gelingt mit „Ghost Story“ zumindest ein würdiger Abschluss. Der Beginn funktioniert als gefühlvolle Akustik-Ballade bereits hervorragend. Die zweite Hälfte eröffnet aber eine weitere Ebene der Verzweiflung, die erneut erstaunlich eingängig daherkommt. Der Bonustrack „Still“ kann letztlich keinerlei weitere Akzente setzen, und hat seinen Status daher auch zu Recht.
Solide Genre-Platte – „Bloodletting“
Mit „Bloodletting“ verhält es sich, wie so oft in diesem Genre. Sludge driftet häufig ab, verliert sich in Details oder auch mal in der bloßen Wiederholung. So will dieses Album entdeckt werden und die wirklich spannenden Passagen erschließen sich oft erst nach mehreren Durchläufen. Am Ball bleiben ist also angesagt, Hartnäckigkeit wird durchaus belohnt.
Allerdings muss eines klar sein: Auch wenn durchaus Höhepunkte vorhanden sind, die sich früher oder später offenbaren, so sind diese doch rar gesäht und gehen teilweise in dieser zähen Melange aus Beliebigkeit unter. Der manchmal dünne und oft verhallt in den Hintergrund gemischte Gesang gehört ebenfalls nicht unbedingt zu den Punkten auf der Habenseite, auch wenn dies nicht unbedingt untypisch für diese Stilrichtung ist.
MOUNTAINEER gelingt somit mit ihrem dritten Album wieder nur eine sehr solide Genre-Platte, die wie auch schon ihr Vorgänger zumindest in Teilen stark nach Jam-Session klingt und kaum weitere Hörerschichten erreichen dürfte.
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