Motorpsycho - The All Is One

Review

Galerie mit 7 Bildern: Motorpsycho - Hellseatic Open Air 2022

Zumindest in ihrem Heimatland Norwegen haben MOTORPSYCHO längst einen gewissen Legendenstatus erreicht. Eine Top-10-Chartplatzierung ist hier mit jedem neuen Album gewährleistet, das staatliche Museum für die Würdigung und Dokumentation des populärmusikalischen Erbes Norwegens „Rockheim“ führt MOTORPSYCHO in seiner Hall of Fame mittlerweile in einer Reihe mit A-HA. Nein, MOTORPSYCHO müssen niemandem mehr etwas beweisen. Und das macht ihren anhaltenden Arbeitseifer bei der gleichzeitig konstant hohen Qualität des Outputs umso erstaunlicher. Wo andere Bands aus deutlich weniger komplexen Subgenres sich schon längst vom guten, alten Zwei-Jahres-Rhythmus bei den Releases verabschiedet haben, steht bei MOTORPSYCHO fast jedes Jahr etwas Neues an. Für „The Crucible“ gab es 2019 dann auch noch beinahe die metal.de-Höchstwertung. Kann „The All Is One“ da anknüpfen?

„The All Is One“ nimmt sich Zeit

Wo „The Crucible“ im vergangenen Jahr mit nur drei überlangen Tracks auf 40 Minuten den Prog in all seiner Unverfrorenheit zelebrierte, stockt „The All Is One“ die Tracklist auf, reduziert die Spielzeiten aber nur bedingt. Das Ergebnis sind geschlagene eineinhalb Stunden Suchen und Finden zwischen anspruchsvoller Pop-Musik, Folk, Jazz und unverkopfter Prog-Schwärmerei.

„The All Is One“ startet einmal mehr auf den Spuren der BEATLES und melancholischer Pop-Momente eines STEVEN WILSON. Später folgen Gypsy-Streicher und DYLAN-Momente, Flöten und Gesangsharmonien, die mal an JETHRO TULL und in den bedrohlicheren Momenten an die folg-proggigen OPETH-Alben des letzten Jahrzehnts erinnern (vgl. Track Nummer fünf).

Bei MOTORPSYCHO geht die Quantität nicht auf Kosten der Qualität

Zur Albummitte biegt „All Is One“ ein in einen fünfteiligen Prog-Exkurs inklusive langer, kryptischer Titel und unter weitestgehendem Verzicht auf Gesang. Meisterhaft und völlig natürlich haben MOTORPSYCHO den Hörer vom durchaus zugänglichen Albumeinstieg in dieses hypnotische Klangdickicht aus Psychedelic-Pop, Kraut und mehr gelockt.

Auf das ekstatische Finale von „Circles Around The Sun Pt 2“ folgt mit „A Little Light“ eine akustische Entspannungspause, die die Zielgerade von „The All Is One“ einleitet. MOTORPSYCHO beenden die Reise dort, wo sie vor rund 90 Minuten begonnen hat: Am Ort perfekter Pop-Prog-Harmonie. Diese Band kann fast alles. Auch im Jahresrhythmus.

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28.08.2020

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