Die Thüringer MOTOROWL müssen mit „Om Generator“ auch noch ihren Senf zum Seventies-Psychedelic-Doom-Retro-Okkult-Gelage geben. Wer sich da jetzt noch die Lippen leckt, hat entweder einen kulturellen Ledermagen oder die letzten Jahre im Wald verbracht.
Andererseits – Stichwort Wald: Welcher Art mag wohl ein solcher aussehen, in dem die Motoreule zum meditativen Brummen des Om-Generators ihr dunkles Flügelwerk verrichtet? Bisschen neugierig bist du dann als KennerIn ja doch. Das Titelstück eröffnet „Om Generator“ jedenfalls mit einem wohligen „Lucifee-he-he-he-heeer! Come, take my ha-ha-ha-ha-haaand!“ – und ob du es nun willst oder nicht, Imperative dieser Art sind eben auch 2016 noch imponierend. Zumal Sänger Max Hemmann nichts vom Standard-Kajal/Schnauzbart-Barden hat, sondern mit seiner eindringlich-melodischen Stimme dem großen Geisterbeschwörer Magnus Pelander von WITCHCRAFT durchaus nahekommt – abgerundet wird sein Vortrag durch vereinzelte aggressive Ausbrüche, einen Funken Brian Molko und eine minimale Prise John Garcia in der Phrasierung.
Diabolischer Spaß mit einem Haufen gerade Volljähriger aus der Provinz?
Von KYUSS haben die Stücke MOTOROWLs allerdings trotz voluminöser, knarzender Riffs kaum etwas. Auf „Om Generator“ hat die rote Sonne nichts verloren. Die großartigen WITCHCRAFT sind den Thüringern sowohl inhaltlich als auch akustisch deutlich näher. Allerdings klingen MOTOROWL wie WITCHCRAFT nach einem mehrnächtlichen Survival-Training im dunklen Forst – das sie nicht umgebracht hat, aber doch härter gemacht. „Om Generator“ rockt – abgesehen vom zur Hälfte ruhigen „Beloved Whale“ – hart.
Aber dennoch: Warum noch eine Truppe dieser Art und dann auch noch eine Ansammlung wahrscheinlich gerade Volljähriger aus der Provinz um die Ecke? Bei wem sollst du denn mit dieser Entdeckung Credibility-Punkte sammeln? Und noch wichtiger: Wie sollst du mit deren zu spät gekommenem Werk, guter Sänger hin oder her, dem dunklen Lord substanziell näher kommen, diabolischen Spaß haben gar?
MOTOROWL liefern mit „Om Generator“ ein Debüt, das nicht untergehen wird!
Die simple Antwort lautet: Indem du einfach mal das bornierte Phrasen absondernde Hirn aus, das schwarze Herz an und die überwucherten Ohren aufmachst. Dann gerätst du MOTOROWL durch die schiere Qualität ihrer Songs ganz automatisch und widerstandslos in die Fänge.
„Om Generator“ beginnt die Jagd mit dem Titelstück und dem folgenden zweiteiligen „The Highest City“ gleich mörderisch packend und lässt im Weiteren auch kaum nach. Die Songs zeichnet neben dem eleganten Changieren zwischen Doom-Wucht und eher bluesiger, im achtminütigen „Spiritual Healing“ gar post-rockig-atmosphärischer Eindringlichkeit vor allem deren Eingängigkeit aus. Neben entsprechenden Refrains – ehrlicherweise in den meisten Genres die letztlich entscheidende Komponente – trägt hierzu der partiell exzessive Hammond-Einsatz bei. Das Signature-Instrument der (guten) Siebziger veredelt die Musik MOTOROWLs recht flächendeckend mit geschmeidig lodernden Ohrwurm-Melodien und macht die Überraschung perfekt: Nichts Neues, wirklich nicht, nichts Skandinavisches, nichts undergroundig Obskures – und dennoch etwas richtig Cooles: MOTOROWL servieren mit „Om Generator“ ein Debüt, das nicht untergehen wird.
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