Motorowl - Atlas

Review

Eines vorweg: Wem 2016 MOTOROWLs furioser Erstling „Om Generator“ durch die Lappen gegangen ist, hat dringenden Nachholbedarf. Die Platte war eines der stärksten Debüts des Jahres. Umso schwerer liegt wohl deswegen die Last auf den Schultern des jungen Quintetts, mit der neuen Platte an den grandiosen Vorgänger heranzukommen. Als dementsprechend passend erweist sich da der Albumtitel, immerhin ist der Titan Atlas der griechischen Mythologie nach derjenige, auf dessen Schultern das Himmelsgewölbe liegt. Ob die fünf Thüringer auf „Atlas“ ihre Stärke unter Beweis stellen können und ihren Sturm auf den deutschen Metal-Olymp fortsetzen, lest ihr hier!

„Atlas“ setzt dort an, wo „Om Generator“ aufgehört hat

Bereits der Opener „Infinite Logbook“ beweist, dass MOTOROWL nichts von ihrem authentischen Retro-Doom-Charme eingebüßt haben: energiegeladene Riffs, psychedelische Orgelklänge und verträumt-düstere Vocals – „Atlas“ knüpft nahtlos an den musikalischen Einstand des Quintetts an. „The Man Who Rules the World“ trumpft mit seiner stampfend-dramatischen Soundkulisse auf, die nach einem atemberaubenden Orgel-Intermezzo in einen atmosphärisch-ruhigen Schlussteil übergeht. Ganz großes Kino!

Die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm liefern die ersten anderthalb Minuten des Titeltracks. Takt für Takt gewinnt das mystische Intro von „Atlas“ an Intensität und mündet schließlich in einem dröhnend-erbarmungslosen Riff-Inferno. Insgesamt merkt man deutlich, wie viel Herzblut die fünf Musiker in jeden einzelnen Song gesteckt haben, sei es das finstere „To Give“ mit seinem ausschweifend-experimentellen Mittelteil oder das epische „To Take“. Nur manchmal hat man dann doch das schleichende Gefühl, von der Vielzahl an klanglichen Impressionen erdrückt zu werden.

„Cargo“ punktet mit seiner wehmütigen Ausstrahlung, sowie dem perfekt abgestimmten Wechsel von rasanter Hitzigkeit und bedrückender Melodik. Mit dem wuchtigen „Norma Jean“ findet das rundum gelungene Album einen mehr als würdigen Abschluss. Die Thüringer setzen sich mit dem Song einen eigenen Meilenstein in ihrer noch so jungen Bandkarriere und machen unmissverständlich klar, dass ihnen der Doom Metal im Blut liegt. Vom schleppenden Eröffnungsriff bis hin zum wilden Finale wirkt alles tadellos durchinszeniert.

Gehören definitiv zu den absoluten Aufsteigern des Jahres: MOTOROWL

MOTOROWL sind keine Eintagsfliege

Mit „Atlas“ haben MOTOROWL ein finsteres Gemisch aus Psychedelic Rock, Doom Metal und Stoner Rock heraufbeschworen. Im Großen und Ganzen bietet die Platte eine Dreiviertelstunde beste Unterhaltung, auch wenn das ein oder andere Keyboard-Zwischenspiel so manch einem Hörer auf Dauer wohl doch zu viel sein könnte. Nichtsdestotrotz weiß die thüringische Psychedelic-Doom-Kapelle ganz genau um ihre Songwriter-Qualitäten und liefert auf „Atlas“ sieben überzeugende Argumente dafür, dass die Zukunft des Genres auch in ihren Händen liegt.

25.07.2018
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