Motor Sister - Get Off

Review

Ein halbes Jahrhundert auf der Welt. Dieses Ereignis sollte entsprechend gefeiert werden. Das dachte sich auch ANTHRAX-Gitarrist Scott Ian. Seine Frau Pearl Aday, die Stieftochter des leider verstorbenen MEAT LOAF, kontaktierte Jim Wilson von der nicht mehr aktiven Band MOTHER SUPERIOR. Diese eher unbekannte Band ist einer der musikalischen Favoriten von Ian. Jedoch wünschte Ian sich nicht nur die Reaktivierung von MOTHER SUPERIOR. Er wollte auch selbst die Gitarre in die Hand nehmen.

MOTOR SISTER sind ein Geschenk zum 50. Geburtstag von ANTHRAX-Gitarrist Scott Ian

Gesagt, getan: Silvester 2013 wurde ein Wohnzimmerkonzert im Hause von Ian organisiert. Als Drummer agierte John Tempesta (THE CULT, ex. WHITE ZOMBIE), den Bass übernahm Joey Vera (ARMORED SAINT, FATES WARNING). Das war die Geburtsstunde von MOTOR SISTER. 2015 wurde “Ride”, eine Compilation der bisherigen  MOTHER-SUPERIOR-Tracks, neu eingespielt. Sieben weitere Jahre hat es gedauert, bis zur Entstehung der zweiten Scheibe „Get Off“. 2020 waren MOTOR SISTER mit einem Stream auf dem Whisky a Go Go, Los Angeles, bei der Online-Ausgabe des Wacken Open Air zu sehen.

Bands wie ANTHRAX oder ARMORED SAINT stehen nicht unbedingt für Classic Rock. So können die Musiker quasi als All-Star-Projekt ihre kreative musikalische Seite ausleben, ohne auf die Trademarks der Hauptbands Rücksicht nehmen zu müssen.

Zum Einstieg in „Get Off“ kommt “Can’t Get High Enough” von der Saitenarbeit wie ein typischer 70er Jahre Hard-Rock-Track daher. Der Refrain ist eingängig und der Song rennt mir ordentlich Tempo vorwärts. „Coming for You” und “Right There, Just Like That” knüpfen an den Opener an, “Sooner Or Later” bewegt sich in Richtung melodischen Stadionrock.

In diesem Sound rocken sich MOTOR SISTER durch die LP. „Pain” wird balladesk bluesig mit leichter ROLLING- STONES-Attitüde, der Refrain kommt intensiv und anklagend daher. Im hinteren Teil werden die Gitarren wieder härter, ohne den balladesken Pfad komplett zu verlassen. Das Gegenstück folgt umgehend: „Bulletproof” drückt mit schnellen Heavy Rock ordentlich auf die Tube.

Zum Ende lässt „Time’s Up“ mit ins Ohr gehenden Heavy Rock aufhorchen. Die Nummer soll als eine Hommage an KISS verstanden werden. “Rolling Boy Blues” setzt den Schlusspunkt. Was nach Blues vom Titel klingt ist schnell gespielter Hard Rock, wo die Saitenfraktion sich austoben darf.

„Get Off“ ist eine kreative Reise von bekannten Musikern

MOTOR SISTER liefern mit „Get Off“ ein Werk, wo sich die Protagonisten abseits ihrer Hauptbetätigungsfelder auf technisch hohem Niveau austoben. Es ist insgesamt keine schlechte Scheibe, jedoch klingen etliche Nummern ähnlich und gehören zur Rubrik „totgehört“. Auf der Habenseite sind Songs wie „Pain“ oder „Bulletproof” zu nennen, die den vorherrschenden Sound durchbrechen. Viele Songs dürften auf der Bühne besser funktionieren als aus der Konserve. Ausfälle wurden vermieden, sodass Menschen mit einer Vorliebe für 70er und 80er Jahre Rock ein Ohr riskieren sollten.

29.04.2022

Ein Leben ohne Musik ist möglich, jedoch sinnlos

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