Motionless In White - Graveyard Shift

Review

Spätestens seit ihrem letzten Album „Reincarnate“ (2014) sind MOTIONLESS IN WHITE auch der europäischen Modern-Metal-Szene ein Begriff. Jetzt, drei Jahre später, kehrt die US-Band zurück und präsentiert sich auf „Graveyard Shift“ erneut sehr vielseitig. Zwar lassen sich auch heute klare Vorbilder im Sound des Quartetts wiederfinden, doch Ideenlosigkeit muss sich die Truppe nicht vorwerfen lassen.

MOTIONLESS IN WHITE sorgen bereits auf dem Papier für Kontroversen

Dazu ist ihre Stilmixtur auch zu gewagt. Da wird Düster-Industrial-Metal in einen Topf mit NuMetal und Metalcore geworfen und obendrein noch mit einem Gothic-Image garniert. Teils auch mit der Brechstange. Dementsprechend sorgen MOTIONLESS IN WHITE allein auf dem Papier schon für kontroversen – dass der Stilmix seine Anhänger gefunden hat, dürfte aber ebenfalls klar sein: Diese wird „Graveyard Shift“ zufriedenstellen.

Schon der Düsterling „Rats“ zeigt zu Beginn, dass MOTIONLESS IN WHITE noch mehr auf Eingängigkeit und Ohrwurmrefrains aus sind. Besonders: Der Gesang von Chris „Motionless“ Cerulli hat in all seinen Facetten das Zepter fest in der Hand. Gut so, denn instrumental herrscht zwar viel Abwechslung, doch stilistisch ist die Ähnlichkeit zu Szenegrößen wie MARILYN MANSON immer noch deutlich spürbar. Auch „Necessary Evil“ verneigt sich, unter Beteiligung von Jonathan Davis, vor KORN – allerdings in sehr gelungener Weise. Das anschließende „Soft“ entspricht dann auch dem Gegenteil und weckt in den Strophen Erinnerungen an den SLIPKNOT-Wahnsinn. Und so vollführt „Graveyard Shift“ das kleine Kunststück, zwischen zeitgemäßen, ohrwurmtauglichen Songs und vor allem Refrains, purer NuMetal-Nostalgie und einigem B-Movie-Horror-Flair sein Netz zu spannen.

„Graveyard Shift“ ist abenteuerlich, abwechslungsreich und zeitweise höchst unterhaltsam

Das ist abenteuerlich, abwechslungsreich und in seinen besten Momenten höchst unterhaltsam. Wirkliche Tiefe will „Graveyard Shift“ aber nicht entwickeln. Selbst wenn die Scheibe gegen Ende noch einmal spürbar den Härtegrad anzieht und in „570“ in waschechten Metalcore abdriftet, sorgt das für keine Überraschung mehr, sondern fügt sich in das (nicht zwangsläufig negativ) zersplitterte Bild ein, das MOTIONLESS IN WHITE abgeben.

Interessante Stilwechsel zwischen und mitten in den Songs, ein starker Sänger und ein bisschen Humor garantieren Unterhaltung. Genau darin zeichnet sich das vierte MOTIONLESS IN WITHE-Album aus. Nicht mehr, nicht weniger.

04.08.2017

Chefredakteur

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