Den Schweden MOTHER MISERY ist mit ihrem zweiten Full-Length-Longplayer „Standing Alone“ ein richtig gutes Album gelungen, mitreißend, energisch und kompositorisch hochwertig, so viel sei direkt mal vorweggenommen. Der prägnanteste Vergleich sind wohl MUSTASCH, deren Sound ähnlich zwischen leichter moderne und klassischem Heavy Rock pendelt. Stoner Rock-Einflüsse sind auszumachen, allerdings wirken die Songs von MOTHER MISERY insgesamt weitaus europäischer. Das Beste an der Sache: Das Songwriting kann mit den Vorbildern mithalten, gerade der Einstieg in die Scheibe ist aus meiner Sicht keinen deut schwächer, als das, was die Kollegen zu Stande bringen.
So ergeben sich auch direkt die Anspieltipps für die Zielgruppe, die sich außer Anhängern der genannten Landsmänner auch aus Freunden von Bands wie AUDIOSLAVE (ohne die auf die Bremse tretenden, allzu bluesigen Einflüsse) und vielleicht sogar der FOO FIGHTERS zusammensetzen dürfte. Die erste Single „Fade Away“ (ein Hit!) sowie das Opener-Doppel „Dirty Little Secrets“ und „In Monochrome“ sind echte Gassenhauer, energisch und melodisch, aber nicht zu ekstatisch. Letztlich schimmert sogar eine leicht kommerzielle Note durch, nicht in dem Sinne, das MOTHER MISERY morgen die Charts von hinten aufrollen werden, aber nach breiterem Publikum riecht so manche der elf Nummern zweifellos, und das ohne den Verlust der harschen und ungeschliffenen, typisch skandinavischen Rock ’n‘ Roll-Note – hervorragende Leistung, dieser Mittelweg. Die Melodien sind eingängig, die Refrains schaffen echte Höhepunkte – das nennt man dann wohl Kompositionstalent. Der Sound ist glasklar, aber nicht glatt, die Gitarren braten mit Schmackes und Leidenschaft, ganz so, wie man es sich wünscht. Die Ansätze zu fiedligen, die Songs unterstützenden Gitarrensoli darf die Band in Zukunft gerne noch ein bisschen ausbauen. Keine Zurückhaltung an der falschen Stelle, das passt schon so und gehört zu diesem Stil dazu.
Am Ende von „Standing Alone“ steht mit „State Of Grace“ noch eine gelungene, emotionale Akustik-Ballade, ein toller Ausklang einer sehr guten Scheibe, der zudem beweist, dass sich MOTHER MISERY auch ruhigeren Fahrwassern sehr wohl fühlen.
Ich freue mich bereits jetzt auf das „alles entscheidende“ Album Nummer drei, bis dahin ist „Standing Alone“ zweifellos ein Kandidat für die Heavy Rotation. So macht das Spaß!
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