Mostly Autumn - Go Well, Diamond Heart

Review

Ich muss gestehen, dass die Engländer von MOSTLY AUTUMN, die sich dem Classic Rock, gespickt mit progressiven Elementen und keltischen Einflüssen, verschrieben haben, mir noch nicht sehr lange und auch nur vom Hörensagen bekannt waren. Die Band gründete sich jedoch schon 1996, veröffentlichte seitdem bereits acht Full Lengths, elf Live-Alben sowie mehrere EPs und Best Ofs, begleitete Genre-Größen wie URIAH HEEP und JETHRO TULL auf Tour und hat sich so eine treue Fangemeinde rund um den Globus erspielt. Mit “Go Well, Diamond Heart” erscheint nun das neunte Album der Formation, erneut über das bandeigene Label Mostly Autumn Records, denn einem “großen” Label wollten sich die Briten nie unterstellen.

Geprägt ist der Stil der sieben Musiker von MOSTLY AUTUMN deutlich von Classic/Progressive Rock-Größen der letzten Jahrzehnte, genannt seien z.B. GENESIS oder PINK FLOYD, letztere finden besonders beim Gitarrenspiel Bryan Joshs ihre Würdigung, im Besonderen in den ergreifenden Soli, die dem Hörer einen Schauer nach dem anderen über den Rücken jagen. Gespickt werden die Kompositionen mit hier und da aufblitzenden Einflüssen der traditionell keltisch/irischen Musik, die sich besonders bei der Instrumentierung (Einsatz von Flöten und Geigen), Stimmung und Melodieführung der Stücke zeigen. Garniert wird diese Mischung mit einer ordentlichen Portion Epik, so kommen z.B. Chöre und jede Menge Keys zum Einsatz, die unweigerlich die Assoziation zu BLACKMORE’S NIGHT hervor rufen. Ausgestaltet wird dieses Klang-Fundament schließlich mit jeder Menge Wechseln in Tempo und Rhythmus, interessanten Arrangements und vor allem der starken Variation der gerade vorherrschenden musikalischen Ausrichtung der Stücke. Von sphärisch und geheimnisvoll (“For All We Shared”, “Hold The Sun”) über lieblich, poppig (“Violet Skies”), rockig und groovig (“Deep In Borrowdale”) bis hin zu sanft, geradezu balladesk (“Back To Life”, “And When The War Is Over”) wird dem Hörer alles geboten, womit die Band aufwarten kann.

Doch das ist nicht alles, was die Band ausmacht, denn ganz im Gegensatz zu genannten Urgesteinen setzen MOSTLY AUTUMN auf überwiegend weiblichen Gesang und die wunderschöne Stimme von Vokalistin Olivia Sparnenn, die als Nachfolgerin von Heather Findlay zunächst sehr skeptisch von den Fans der Band beäugt wurde, fügt sich so optimal in die abwechslungsreichen Kompositionen ein, das sich wohl jeden Zweifel ausgeräumt haben dürfte, die Nachfolge von Findlay nicht würdig antreten zu können. Sparnenn meistert souverän alle Tonlagen, beeindruckt mit wahnsinnig viel Gefühl und Ausdrucksstärke und zieht den Hörer so sofort in den Bann der Stücke. Einzig an Variation des Stimmeinsatzes mangelt es etwas, sodass der Gesang dem Hörer in manchen Stücken irgendwann unweigerlich zu eintönig werden dürfte. Unterstützt wird sie bei einigen Tracks von Brian Josh, der den Hörer, kontrapunktisch zu den sanften, weichen Gesangslinien Sparnenns, mit rauen, markanten, aber genauso gefühlvollen Vocals gefangen nimmt.

“Go Well, Diamond Heart” ist besonders für Nicht-Vertraute MOSTLY AUTUMNs perfekt, um sich ein Bild des Facettenreichtums der britischen Band zu machen, doch auch Fans werden diesem Werk bestimmt so einiges abgewinnen können. Mich konnten die sechs Damen und Herren aus dem Vereinigten Königreich allein durch die spezielle stilistische Ausrichtung für sich gewinnen, auch wenn das Album an sich kein Meisterwerk ist. Denn hier und da hat sich noch das ein oder andere Lückenfüller-Riff eingeschlichen, der Gesang kommt manchmal etwas zu gleichförmig daher und besonderes die härtere, rockigere Gangart, die MOSTLY AUTUMN sehr gut zu Gesicht steht, hätten die Briten ruhig etwas häufiger einschlagen können.

28.10.2010
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