Die mit Sturm-, wahlweise auch Krokodilsmasken verhüllten, mit Bolzenschneider und Sprühdosen bewaffneten und irgendwo tief im äußersten linken Abseits positionierten Crossover-Querulanten MOSCOW DEATH BRIGADE gehen mit ihren „Bad Accent Anthems“ auf knallharte Tuchfühlung mit ihrem Mix aus Hardcore, Hip Hop der Neunziger und Elektro zwischen Trance und Drum And Bass. Speziell letzteres ist starker Tobak, wenn man nicht darauf vorbereitet ist. Es klingt besonders in den treibenden D’n’B-Momenten schon ein bisschen so als würde man die „In Silico“-PENDULUM mit trashiger EDM frisch aus den Neunzigern ausstopfen.
Die schweißtreibenden „Bad Accent Anthems“ gehen direkt ins Blut
Der Sound ist pure Attitüde, pures Adrenalin und pures Testosteron – ein Cocktail, der seine Hörer unweigerlich in den Pit zwingt, um dort Schellen im Takt zu verteilen und zu kassieren. Der Trash-Faktor ist kraft der Techno-Einflüsse gegeben, verträgt sich aber wunderbar mit der urtümlichen Power, die hierhinter steckt. Das ist Musik, die wie für einen Live Club gemacht klingt, bei der sich ein jeder von seinen Hemmungen befreit und so viel Alarm macht, dass der Schweiß von der Decke herunter tropft. Die Klänge kommen nebenher auch mit eingebautem Bleifuß daher, wie Unsereins beim Genuss im Auto sitzend festgestellt hat – sehr zur Freude der Bußgeldstelle.
Die Songs sind dabei entweder durch simple Hardcore-Punk-Loops oder eben bollernde Elektro-Beats unterfüttert. In beiden Variationen drücken sie aber, was das Zeug hält. Die Flows der Rapper sind mit ordentlich Hardcore-Würze versetzt und daher ziemlich tight. Das geht richtig ins Blut, wobei einer der bewusst anonym bleibenden MCs auch hier und da leichte Reggae-Vibes in seine Darbietung einarbeitet. Hat was, besonders in „Feed The Crocodile“, das diesen Rap-Stil knallhart mit einem Hardbass-artigem Sound aufeinander prallen lässt. „Break The Mold“ übertreibt es möglicherweise ein bisschen mit den Hardcore-Punk-Loops, entschädigt aber dafür mit einer hitzigen Hook, die gefühlt von 50 durchgeschwitzten Typen in den Äther gebellt wird. Herrlich.
MOSCOW DEATH BRIGADE verzichten auf unnötiges Beiwerk
„Shy Kidz“ bringt die Stärken der MOSCOW DEATH BRIGADE auf den Punkt – simple, knackige Banger, die einfach nur ins Blut gehen und sich nicht zu sehr in melodischen Geflechten verhaspeln. „Sound Of Sirens“ mutet fast wie Atzenmusik an, allerdings auch unironisch genießbar, wenn man sich erstmal mit dem uncharakteristisch melodischen Refrain angefreundet hat. Zum einen fehlt hier natürlich der Ballermann-Faktor, zum anderen pumpen die aggressiven Beats hier ordentlich das Adrenalin durch den Körper. „Whack-A-Mole“ kombiniert schrubbende Gitarren mit einem Elektro-Beat, mutiert aber erst in der Bridge dank einer effektiven Beat-Variation so richtig zum Highlight.
Das Gebotene würde auf lange Sicht betrachtet zugegeben ein bisschen der Eintönigkeit anheim fallen, sodass die Russen weise waren, die Platte mit knapp 35 kurz und bündig zu halten. Die Musik will vor allem gefühlt werden und die Band überliefert das mit dieser enormen Intensität, die das Infield in ein Schlachtfeld verwandelt, abzüglich kleinerer Schnitzer, die durch geschicktere Songschreiberkniffe hätten ausgebügelt werden können. Der Mix gefällt aber dennoch mit seiner rebellischen Attitüde durch die Bank weg und untermauert diese mit roher Energie. Zum Hirnausschalten, Fistpumpen und Abgehen liefern MOSCOW DEATH BRIGADE also genau den richtigen Stoff. Wer nichts anderes erwartet, wird auch nicht enttäuscht. So einfach kann’s manchmal sein.
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