MOSAIC, das musikalische Projekt um den Multiinstrumentalisten Inkantator Koura (ALCHEMYST), ist bereits seit dem Jahre 2006 aktiv und hat es bislang auf zwei Split-Veröffentlichungen gebracht. Nun folgt mit „Old Man’s Wyntar“ das erste ausgewachsene Lebenszeichen – zwar „nur“ in Form einer EP, aber diese steht mit knapp 45 Minuten Spielzeit einem vollwertigen Album in nichts nach. So bekommt man sechs Tracks zu hören, die (wen wundert es) der kalten Jahreszeit gewidmet sind. Auch das Artwork, das stilecht eine verschneite Burg in schlichtem Schwarz/Weiß zur Schau stellt, wurde entsprechend gewählt und kommt angenehm schlicht und passend daher. Der Jahreszeit angemessen ist die gesamte Produktion ziemlich roh und kalt gehalten – ebenso wird lyrisch immer wieder Bezug auf Kälte und Schnee genommen, stellenweise inspiriert von den Werken des Dichters Georg Trakl.
MOSAIC – der Name leitet sich auch von der Vorgabe ab, keine musikalischen Grenzen anzuerkennen – beginnt die Reise auf „Old Man’s Wyntar“ mit einem recht kruden Intro, um dann mit dem ersten von drei monumentalen, überlangen Tracks so richtig loszulegen: „Onset Of Wyntar“ transportiert eine kalte, einsame Stimmung und wirft musikalisch alles in die Waagschale, das „Old Man’s Wyntar“ auch im weiteren Verlauf des Albums ausmacht: Langsame, ambientlastige Passagen wechseln sich mit rohen Black-Metal-Ausbrüchen ab, immer wieder angereichert mit ruhigeren, experimentelleren Phasen. Das folgende „Im Winter“ ist im Gegensatz dazu eine eher neofolkige Nummer, die den ersten Abschnitt beschließt.
Die zweite Hälfte eröffnet dann mit dem eher verträumten „Snowscape“, getragen von einer akustischen Untermalung, ehe „The White Gloom“ losschießt – das vielleicht stärkste Stück auf der Scheibe – und dem Hörer einige schöne Melodien und stimmungsvolle Passagen liefert, bevor es als Rausschmeißer mit „Black Glimmer“ noch eine ambientlastige Nummer im Angebot gibt.
„Old Man’s Wyntar“ bringt üppige, ausladene Anlagen mit, was insbesondere der musikalischen Offenheit und dem ambitionierten Gespür für Atmosphäre geschuldet ist. Was den Songs zeitweise noch fehlt, ist die Eigenschaft, nachhaltig zu wirken: Nicht alle der vielen Elemente sind immer stimmig verknüpft, die aufgebaute Stimmung ist damit noch nicht ganz so durchgängig und einnehmend. Zudem ist der zum Teil sehr hintergründige, klagende Gesangspart oft eher anstrengend als stimmungsfördernd – auch die sehr rohe Produktion ist eindeutig Geschmackssache. Dennoch: Wer es sich im Genre des naturmystischen, düsteren Black Metal zu warm und behaglich eingerichtet hat, der könnte „Old Man’s Wyntar“ als Vorgeschmack auf ein anstehendes Debütalbum von MOSAIC angenehm erfrischend finden.
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