Mosaic - Heimatspuk

Review

Soundcheck April 2022# 16 Galerie mit 23 Bildern: Mosaic – Thüringer Rauhnacht 2023 in Erfurt

Leise knarrt es im Unterholz, rascheln, aus der Tiefe. Zwielicht zwischen halb hell und doch mehr finster, dunkel. Knorrig, moosbewachsen im Dickicht, halb welk tot und dort wieder neu lebend sich erhebend. Es regt sich was, ein Schatten, der wächst…

Ein neues Werk von MOSAIC

Martin van Valkenstijn (u. a. auch SUN OF THE SLEEPLESS, THE VISION BLEAK, SEREMONI, YSENGRIN, ZWISCHENLICHTEN, KOSMOVOROUS) beschert uns mit „Heimatspuk“ ein neues Album von MOSAIC. Der Nachfolger von „Secret Ambrosian Fire“ (2019) wurde von Valkenstijn ohne Gastauftritte in seinem House Of Inkantation geschrieben und aufgenommen, mit musikalischer Unterstützung von Danijel Zambo (WALDEN, SKOGNATT) und gemastert von Markus Stock (EMPYRIUM, THE VISION BLEAK, SUN OF THE SLEPPLESS) in der Klangschmiede Studio E. Wenn man sich anschaut, wie viele Veröffentlichungen unter dem Banner MOSAIC bisher erschienen sind, und was Martin nebenher so alles treibt, ist das schon erstaunlich.

Tradition, Legende und Mythen

Inhaltlich beschäftigt sich Martin auf „Heimatspuk“ wie gehabt in erster Linie mit seinem Heimatland Thüringen und dessen alte Traditionen, Legenden, Mythen, Poesie und Brauchtum. MOSAIC schließen dabei am Vorgänger „Secret Ambrosian Fire“ an, die moderne Welt liegt in Trümmern und hat sich selbst verzehrt. Alte, archaische Mächte wie das Wilde Heer erwachen („Unterhulz Zoubar“). Aber es geht auch um alte Sagen, wie dem germanischen Brauch in Schnett in Thüringen, der auf Frau Holle und Wotan zurückgeht. Einst in den rauen Nächten flogen sie über den Simmersberg und ließen ihre Vasallen in Form von Hexen, Wilden und Jägern nieder, um mit der dreiteiligen Weidenrute den Einwohnern des im Winter abgeschotteten Ortes durch drei Schläge Glück, Gesundheit und Fruchtbarkeit zu bringen. MOSAIC gehen auf diese Sage in der ebenso benannten „Hullefraansnacht“ ein. Geister, Hexen und Dämonen, Teufel, der einfache Mann in der wilden Welt, dazu Rezitationen und Ableitungen von Johann Wolfgang von Goethe, Georg Heym oder Georg Trakl. Inhaltlich ist das Werk mit seinen teils eigenwilligen Wortschöpfungen schon recht komplex und im üppigen Booklet mit zahlreichen schönen Illustrationen von Yannie Aust (Urzeitkraft Illustrationen) gekrönt.

Black Metal und Folk werden gekonnt miteinander verwoben

Ähnlich komplex und üppig ist die Musik auf „Heimatspuk“ ausgefallen, und auch hier finden wir die Weiterführung dessen, was schon auf „Secret Ambrosian Fire“ vorherrschte. Gekonnt verweben MOSAIC Black Metal und Folk, aber auch Ambient miteinander. Martin lässt sich nicht auf einen Stil festlegen, experimentiert auf „Heimatspuk“ und schert sich dabei wenig um Genregrenzen, erweitert sein MOSAIC. Das klingt bei aller Vielschichtigkeit dennoch sehr puristisch und archaisch, mit eigener Identität und Charakter und damit auch recht vertraut.

„Wir Sind Geister“ tönt zunächst nach traditionellem, folkloristischem Liederabend, im weiteren Verlauf entwickelt sich der Song sphärisch und treibend mit Gitarren und Schlagzeug sowie der charakteristischen, genau betonenden Stimme von Martin. Diese für MOSAIC typische nostalgische Atmosphäre ist da, und lässt den Hörer im weiteren Verlauf von „Heimatspuk“ auch nicht mehr los. Dazu passend wieder auch die Naturaufnahmen, die bereits beim über lange Strecken instrumental gespielten „Die Alte Straße“ auftauchen. Mit „Teufelsberg“ kommen die Black-Metal-Wurzeln zum Tragen, schnelle Riffs und Blast Beats in Verbindung mit Screams und Klargesang. Weitere Höhepunkte auf „Heimatspuk“ sind das wuchtige „Hullefraansnacht“ mit seinen übereinander gelagerten Spracheinlagen und sphärischen Melodieführung sowie das zunächst sehr kauzige Black Metal Stück „Unterhulz Zoubar“, das sich dann mit klagendem Gesang und Pauken weiterentwickelt. Und mit „Tief verschneit die ganze Welt“ gibt es auch noch entspannten, instrumentalen Post Black Metal.

Das tiefgründige, ausdruckstarke „Heimatspuk“ zeigt die vielen Facetten von MOSAIC und lebt von einer magisch anmutenden, dichten Atmosphäre. Mit dem passend etwas rauen, authentischen Klangbild kann man sich in der Mystik von „Heimatspuk“ verlieren mit seinen alten Mythen!

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15.04.2022

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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1 Kommentar zu Mosaic - Heimatspuk

  1. dan360 sagt:

    Kann dem Review nur zustimmen. Wirklich kauzige, eigentümliche Musik, welche nicht zuletzt über ihre dichte (authentische😉)Atmosphäre kommt! Grade auch für den näherrückenden Herbstanfang zu empfehlen.. da bekomm‘ ich doch mal wieder Lust auf eine Tour durch den nahegelegenen Wald!

    8/10