Mortuus Infradaemoni - Inmortuos Sum

Review

Erinnert sich noch jemand an MORTUUS INFRADAEMONI? 2007 („Daemon Qui Fecit Terram“) und 2009 („Imis Avernis“) hat das Duo zwei ziemlich starke Alben veröffentlicht. Jetzt, 13 Jahre später kommt „Inmortuos Sum“ ziemlich plötzlich daher, zeigt aber sogleich, dass die beiden ehemaligen LUNAR AURORA-Mitglieder in der Zwischenzeit nichts verlernt haben.

MORTUUS INFRADAEMONI machen da weiter, wo sie 2009 aufgehört haben

Im Gegenteil. MORTUUS INFRADAEMONI knüpfen quasi da an, wo sie 2009 aufgehört haben. Einmal mehr zeigt sich die Inspirationsquelle in den frühen Neunzigern der Black-Metal-Szene, in ihren archaischen Sound mischt sich aber bei weitem nicht nur Skandinavien. So finden sich auf „Inmortuos Sum“ wie schon in der Vergangenheit Elemente, die auch an LUNAR AURORA erinnern. Aber auch die südamerikanische Szene, die sich noch immer durch einen rauen Charme auszeichnet, kommt als Vergleich in den Sinn.

Doch all dies dient natürlich nur der groben Beschreibung. Die beiden Musiker hatten und haben nämlich schon immer eine eigene Handschrift – so trifft die Bezeichnung „Old-School“ auch nicht zwingend zu. „Urwüchsig“ und „Reduziert aufs Wesentliche“ trifft es deutlich besser. Während vielorts Wert auf einen „dicken“ Sound gelegt wird, bleiben MORTUUS INFRADAEMONI spartanisch, ohne in einen gänzlich verwaschenen Klang abzudriften. Die Details werden bei weitem nicht verschluckt – abwechslungsreich ist „Inmortuos Sum“ obendrein.

„Inmortuos Sum“: Abwechslungsreich zwischen hypnotisch und „direkt in die Fresse“

Oberflächlich gesehen wirkt das Treiben mitunter ziemlich chaotisch, auf den zweiten Blick ist es jedoch kompromisslos und zielgerichtet. Mitunter wühlt die Band im Dreck und schlägt anstandslos ins Gesicht („Abhominog“ oder „Der Todten Tantz“), dann wiederum zeigen sie sich hypnotisch – so vor allem in den längeren Songs („Madness Rides With The Star-Winds“), bei denen der Fokus er auf Dunkelheit liegt als auf dem Ziel, Gift und Galle zu spucken. Ihnen allen ist gemein, dass sie wirken – sowohl atmosphärisch als auch unterhaltend. Den Eindruck untermauern die vielfältigen Vocals, die von mit viel Hall unterlegtem Keifen über so etwas wie Clean-Gesang bis hin zu Knurren und flüsternd-zischelnden Passagen viel bieten. Als Anmerkung sei noch betont: Der Bass spielt im Konstrukt eine präsente Rolle und brummt ziemlich bösartig im Einklang mit den schrammelnden Riffs und polternden Drums.

„Inmortuos Sum“ ist finster und bösartig. Es führt einem vor, dass MORTUUS INFRADAEMONI die letzten Jahre gefehlt haben, ohne dass sie bewusst vermisst worden wären. Der reduzierte Sound, das wilde Songwriting und die Finsternis, die aus jeder Note fließt, ist tatsächlich gekonnt und nicht nur gewollt. Neueinsteiger im Black Metal oder Freunde von Politur werden vermutlich schreiend Reißaus nehmen, aber wer sich positiv an die Vorgängeralben erinnert oder sich durch die Beschreibung angesprochen fühlt, könnte hier prima auf seine Kosten kommen.

14.06.2022

Chefredakteur

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