MORTUARY DRAPE sind eine von diesen Bands, die dank glorreicher Schurkentaten wie „All The Witches Dance“ eine hervorragende Reputation besitzen. Mitte der 2000er schien der Lack spätestens mit dem mittelprächtigen „Buried In Time“ ab zu sein, aber so ganz verblasste der Ruhm nie. Seit „Spiritual Independence“ aus dem Jahr 2014 gibt die italienische Black-Death-Ritualgemeinschaft wieder hochwertige Lebenszeichen von sich, zu denen sich nun das neue Album „Black Mirror“ gesellt.
Dass die Band inzwischen bei Peaceville Records unter Vertrag steht, passt wie die Faust aufs Auge. Bei dem englischen Label tummeln sich inzwischen zahlreiche Traditionstruppen, die stets tonnenweise Respekt gezollt bekommen, es aber nie aus der zweiten Reihe des Extrem-Metal-Zirkus geschafft haben, wie zum Beispiel SIGH oder DØDHEIMSGARD. Die Gemeinsamkeit zwischen diesen Bands und MORTUARY DRAPE stellt außerdem dar, dass diese Gruppen jeweils über einen eigenen Stil verfügen.
MORTUARY DRAPE knüpfen an alte Schurkentaten an
Bei den Italienern springt dieser zugegebenermaßen nicht sofort ins Ohr. Die Band zockt Standards aus der Black- und Death-Metal-Frühzeit, trägt diese aber mit Bravour und Eigensinn vor. Mal erinnert ein Riff an AUTOPSY, das nächste dann wieder an MASTER’S HAMMER und veredelt wird das ganze noch mit einer NECROMANTIA-Melodie. Dadurch bekommt „Black Mirror“ eine bösartige wie magische Atmosphäre, die einen direkt in alte Ruinen und auf vergessene Friedhöfe versetzt.
Dies ist auch der klaren Produktion zu verdanken. Wer angesichts der Beschreibung ein rustikales Rumpel-Feuerwerk erwartet, dürfte enttäuscht werden. Bei MORTUARY DRAPE kommen die melodischen Gitarren, der trocken knarzende Bass und die verspielten Drums allesamt gut zur Geltung. Die Vocals growlen zwar etwas eintönig, passen aber perfekt zum Rest.
„Black Mirror“ macht diabolischen Spaß
„Black Mirror“ ist ein wunderbar schauriges Album geworden. Die Band widmet sich alten Ritualen, den Kreaturen der Nacht, dunkler Magie und Alchemie, ohne dabei in orthodoxer Verquastheit zu versinken. Dafür sorgt ein traditionelles Metal-Gerüst, das weniger auf hypnotischen Pomp, sondern eher auf treibendes Midtempo und altgediente Songstrukturen setzt.
Doch gerade durch dieses meisterliche Vortragen vertrauter Standards brillieren MORTUARY DRAPE und liefern mit „Black Mirror“ eines ihrer besten Alben ab. Den nostalgischen Zauber ihrer Klassiker kann die Band nicht mehr ganz einfangen, überzeugt aber mit perfektioniertem Spiel und ausgefeilten Songs. Dieses Album einer Gruppe, die schon lange weiß, wie sie klingen will und diesen Weg inzwischen konsequent beschreitet, macht einfach diabolischen Spaß.
Schade nur dass das Albumcover seitens der Band so versaut wurde…