Mortis Mutilati - Mélopée Funèbre

Review

Wenn der Franzose, der unter dem Synonym Macabre agiert, die Gitarrensaite anschlägt, steigen schwarze Raben von einem kahlen, aus dem Nebel ragenden Ast inmitten eines überwucherten Friedhofs auf. Kramt man in den Metal-Subgenre-Schubladen, findet man diese Art von Musik im modrigen Fach „Funeral Black Metal“. Wie passend, dass der Titel der dritten MORTIS-MUTILATI-Platte mit „Bestattungsgesang“ übersetzt werden kann. Schade hingegen, dass man auf „Mélopée Funèbre“ vom tatsächlichen Gesang nicht allzu viel hört. Produziert wurde das Album der metallischen Friedhofskapelle im Unchained Wolf Studio, das Mastering hat Devo von MARDUK übernommen. Leider ist die Gesangsspur dabei ziemlich leise, und die Vocals, die wieder wie auf dem Debüt klingen und den rauen Oldschool-Charme vom Zweitling vermissen lassen, sind entsprechend in den Hintergrund geraten. Man möchte nicht mal abstreiten, dass ganz im Sinne der Atmosphäre eine bewusste Entscheidung dahinterstand, aber hörbar wäre schon nett gewesen.

So liegt der Fokus auf den Instrumenten, und rein instrumental bewegt sich auch das Intro – noch ohne Verzerrung. Dafür mit vertontem Grusel, der später von seichtem Frauengesang aufgelockert wird. Am Schluss der Besprechung des 2013er-Werks heißt es: „Werden die Riffs noch innovativer, wird auch die Wertung noch besser.“ Da MORTIS MUTILATI dem Vorgänger „Nameless Here For Evermore“ um zwei Punkte hinterherhinkt, hat das also nicht funktioniert. Zwar gelingt es Macabre, seine Gitarre auf melancholisch zu stimmen, und ja, dabei entstehen auch ein paar Melodien, die nicht nur flugs durch den Gehörgang wabern, sondern tiefer gehen – unter die Haut. „Ophélia“ ist ein passender Anspieltipp. Insgesamt können die Songs aber nicht packen, sondern schlittern in die gefährlichen Gefilde von Eintönigkeit oder gar Langeweile. Wer sich einsam fühlt und die Konfrontation mit dem Schmerz sucht, kann sich „Mélopée Funèbre“ bei einem Glas Rotwein im Mondschein zu Gemüte führen. Anders ausgedrückt: Niemand schaufelt sich sein eigenes Grab, wenn er sich dem neuen Totentanz von MORTIS MUTILATI hingibt, doch gerade im Vergleich mit „Nameless Here For Evermore“ ist Album Nummer drei ein qualitativer Rückschritt. Nur das Artwork, das ist wirklich gelungen.

04.08.2015

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