Mortifer - Shiner

Review

Als mir die Promo von MORTIFERs „Shiner“ ins Haus geflattert ist, habe ich erstmal Bauklötze gestaunt, denn die Aufmachung in Form eines schönen Pappschubers ist man normalerweise nur von größeren Labels gewohnt. Ein solches suchen die fünf Burschen aus Karlsruhe aber gerade im Moment, weswegen dieser Silberling in Eigenproduktion entstanden ist. Glasklar und druckvoll produziert knallt uns melodischer Death Metal um die Ohren, der anfangs wahnsinnig gut reinläuft. Harte Riffattacken, die bisweilen auch vereinzelte Anleihen aus dem Thrashbereich aufweisen, treffen auf fein ausgearbeitete Melodielinien. Klar, das klingt nicht unbedingt nach hemmungslos ausgelebtem Innovationsdrang, aber was soll’s. Songschreiberisch ist es durchaus gut, was uns hier geboten wird, denn es ist kein Einheitsbrei. Abwechslungsreich sowohl im Gesang, der zwischen tiefen Growls und Kreischen wechselt, als auch in der Instrumentalabteilung, die sich mal durch solides Riffing, mal durch progressiv angehauchte Gitarrenleads, stets untermalt von einer treibenden Double Bass, auszeichnet, präsentiert sich der süddeutsche Fünfer auf „Shiner“. Was sich jetzt aber nach einer Wertung im Bereich jenseits der acht Punkte anhört, wird dennoch ein wenig getrübt. Dieser Rundling offenbart nämlich nach gar nicht allzu langer Zeit einige Abnutzungserscheinungen, die aus dem anfänglichen Fest für die Nackenmuskulatur „nur noch“ ein wohlwollendes Kopfnicken machen. Zum einen liegt dies daran, dass es niveaumässig keine großen Ausreißer gibt. Kein Song sticht qualitativ besonders heraus. Zum anderen zerreißen die öfters auftretenden Soli die Songs ein wenig, was das homogene Gesamtbild durcheinanderschmeißt. Unterm Strich bleibt „Shiner“ ein Album, das knapp die Sieben-Punkte-Hürde verfehlt, denn es verhält sich mit ihm wie mit einem typischen Opening Act auf Konzerten. Es macht Laune, heizt die Stimmung sachte an, ist aber (noch) keine Gefahr für den Headliner. Als Anspieltipps seien der Opener „Blood-Run-Cold“, das schnelle „Kneedeep“ und das melodiöse „A Mourning Dome“ mit auf den Weg gegeben.

17.07.2002
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