Morticula Rex - Autumnal Rites

Review

Ein Pseudonym wie Alessandro Wehrmacht sorgt im sonnigen Italien vermutlich für nicht viel mehr als ein müdes Lächeln. In Deutschland zuckt man dennoch unweigerlich zusammen. Tatsächlich sollte man so etwas im Falle des Kopfes des 2018 gegründeten Doom-Duos MORTICULA REX allerdings nicht zu Ernst nehmen, mehr als ein eventueller Schockeffekt steckt hier ganz offensichtlich nicht dahinter. Thematisch beschäftigen er und sein Partner Pavor Nocturnus sich auf ihrem zweiten Album „Autumnal Rites“ eher mit allerlei düsternen Horrorgeschichten und lassen dabei, neben klassischem Death Doom der Marke MY DYING BRIDE, auch ordentlich Gothic-Charme mit einfließen.

MORTICULA REX – Unheimliche Atmosphäre mit Unsauberheiten

Schon das Tuning des einleitenden Gitarrenparts zum Opener „Scars“ schafft es, einiges an unheimlicher Atmosphäre aufzubauen, obwohl danach erst einmal ziemlich schrammeliger Death Metal die Oberhand gewinnt. Bereits an dieser Stelle muss aber leider das leidige Thema Produktion angesprochen werden, denn die lässt leider doch zu Wünschen übrig, ist stellenweise arg breiig ausgefallen. Auch fallen immer wieder kleinere Unsauberheiten auf, hier eine zu schnell ausgefadete Gitarrenspur, da leichte Lautstärkeschwankungen in den Drumaufnahmen. Möglicherweise war die Idee, das Mastering selbst zu übernehmen nicht die beste. Schade eigentlich, da doch viele gute Ideen auf der Scheibe eine bessere klangliche Umsetzung verdient hätten.

Spielerisch haben Alessandro, der vielleicht besser bei seinem richtigen Nachnamen Fede genannt werden sollte und Pavor Nocturnus auch einiges drauf, was sich beispielsweise in oft gelungenen und auch songdienlichen Soli zeigt. Wirklich interessant wird es bei MORTICULA REX immer dann, wenn nicht einfach nur der schnöde Todesstahl-Schuh runter gespielt wird – obwohl auch dieser mit einigen ordentlichen Riffs aufwartet – sondern insbesondere durch die wirklich guten Spoken-Word-Passagen, ruhige Gitarren-Zwischenspiele und auch einige Samples.

Klar, etwas cheesy ist das zusammen mit plakativen Titeln wie „They Come Out At Dusk“ oder „Sleeping Among The Dead“ manchmal schon, aber eine richtig schaurig-schöne Stimmung wie in klassischen alten Horrorfilmen kommt eben auch auf und unterstützt das Material ungemein. Am besten fasst wohl „The Silence Within“ die Stärken der Band zusammen, insbesondere das absichtlich windschiefe Klavier sorgt für den richtigen B-Movie-Unterton. Ob das Wolfsgeheul und die Tim-Burton-Orgel in „Days Of Darkness“ dann schon zu viel des Guten sind, muss wohl jeder für sich selbst beurteilen.

Horrorfilmatmosphäre mit Punktabzug – „Autumnal Rites“

Auch wenn MORTICULA REX nicht die ersten sind, die Death Doom mit ein wenig Gothic und Horrorfilmatmosphäre mischen, machen die beiden Sizilianer ihren Job mindestens solide. Noch ein wenig mehr Mut zur Eigenständigkeit, wie im bereits erwähnten „The Silence Within“ und weniger Standardkost wie beispielsweise in „The Great Devourer“ und „Autumnal Rites“ hätte sein Potential besser ausspielen können.

Einen Punkt Abzug muss es aber leider für den manchmal wirklich viel zu drögen Gitarrensound und die hier und da vorhandenen Mastering-Fehler geben. Natürlich, eine kleine Band kann sich sicher keinen Erste-Liga-Profi leisten, aber viele andere Selfmade-Produktionen zeigen eben auch, dass mit viel Liebe zum Detail auch mit geringstem Budget sehr viel möglich ist. Schade! Trotz allem – wer sich von der Stilbeschreibung abgeholt fühlt, sollte durchaus mal ein Ohr riskieren.

09.05.2021

"Time doesn't heal - it only makes you forget." (Ghost Brigade)

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