Mortician (AT) - Mortician

Review

Wer hier ein neues Werk der amerikanischen Wüstlinge erwartet, darf beruhigt zum nächsten Thema übergehen, denn jene MORTICIAN, um die es hier geht, stammen zum einen aus dem „Ländle“, sprich dem Bundesland Vorarlberg und sind von Derb-Sounds in etwa so weit entfernt wie die österreichische Nationalmannschaft von einer Turnier-Teilnahme.

International ist zwar bislang auch noch nicht allzu viel in der Karriere der „Xiberger“ passiert, in der Heimat selbst sind MORTICIAN dagegen längst eine Legende. Mitte der 80er Jahre sorgten zunächst zwei Demos für erste Lorbeeren, ehe man sich auch im fernen Wien als Finalteilnehmer eines Bandwettbewerbs Fans erspielen konnte – unter anderem den Verfasser dieser Zeilen. Doch nicht nur von jenem Auftritt war ich beeindruckt, viel mehr war es die mittlerweile rare EP „No War“ (vom Label der Burschen bekanntlich vor gut zwei Jahr unter dem Titel „No War & More“ zusammen mit den Demos als CD aufgelegt) die mich vom Hocke gerissen hat, schließlich gab es in jener Zeit in Österreich generell nicht viele Bands und noch weniger welche, die Heavy Metal auf derart gepflegte Weise darboten.

Sichtlich beeindruckt von der überaus positiven Resonanz auf besagten Re-Release haben es die Herrschaften rund um Gründungsmitglied und Gitarristen Thomas Metzler nun endlich fertiggebracht, einen Longplayer aufzutischen. Dieser wird sämtlichen Erwartungen gerecht. Mit seinem langjährigen getreuen Partner Patrick Lercher am Bass, sowie Sänger Daniel Khan, den Thomas von ART OF FEAR mitgenommen hat und Drummer Gergely Nagy, hat Thomas die Idealbesetzung für MORTICIAN gefunden. In dieser ging es auch ins Studio um „Mortician“ einzuspielen. Acht brandneue Tracks hat die Truppe darauf anzubieten, wobei man stilistisch direkt an die Frühzeit anknüpft und erst gar keine Annäherungen an den „Zeitgeist“ unternimmt. Viel mehr beweist man nach wie vor, dass MORTICIAN vorwiegend von Helden wie ACCEPT und JUDAS PRIEST beeinflusst werden, lässt aber durchaus auch Anleihen bei den früheren IRON MAIDEN erkennen.

Obendrein ist zu bemerken, dass die Scheibe auch von herzhaften, hart rockenden Grooves und Rhythmen geprägt sind, wie man sie von AC/DC her kennt und liebt. Weiters erscheint mir auch die ungemein ausdrucksstarke Gesangsleistung von Daniel als erwähnenswert. Mir war zwar durchaus bewusst, dass der Kerl eine gute Stimme besitzt, dermaßen viel an Freiraum wurde ihm bei den ART OF FEAR-Kompositionen aber offenbar nicht gewährt. Seine „Freiheit“ versteht er jetzt aber voll auszuleben, und zwar in mitunter in schwindelerregenden Höhenregionen. Über Attitüde oder sonstige „Nebenerscheinungen“ braucht man bei einer dermaßen langjährigen Szene-Zugehörigkeit ohnehin nicht zu diskutieren – als Beweis sei allen „Ungläubigen“, Unbelehrbaren und sonstigen Neidgenossen kurz und bündig empfohlen, sich zuallerst einmal „Worship Metal“ reinzuziehen.

Ein hingebungsvolleres Bekenntnis zu unserer Musik als diese Nummer, die den griechischen Freunden der Band vom „Up the Hammers“-Festival“ gewidmet ist, gibt es nämlich nur ganz selten! Nachtzuhören sind sowohl die Klasse als auch die Authentizität dieser Formation zum Abschluss noch einmal und zwar in drei Live-Aufnahmen vom 2010er „Keep It True“-Festival, die das Werk komplettieren und einen guten Überblick über die momentane Verfassung der Truppe bieten. Bravo!

17.11.2011
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