Ich bin so ein Kandidat, bei dem sich jedes Mal die Nackenhaare aufstellen, wenn ich nur „Pagan“ vor dem Black Metal lese. Ein Abwehrmechanismus, der sich durch die vielen Dudelbands leider bis heute gehalten hat, obwohl ich mir durchaus über die Wurzeln und Qualitäten des Subgenres bewusst bin. MOROK liefern wieder einmal den Beweis, dass man eben dieser instinktiven Reaktion entgegentreten soll, ihr Debütalbum „Fiery Dances Of Dying“ kommt nämlich ohne Kirmes und Odin aus und hat dafür ganz andere, wirklich überzeugende Qualitäten zu bieten!
Ihre Inspiration bezieht das in Darmstadt beheimatete Duo überraschenderweise neben Black Metal skandinavischer Bauart aus der slawischen Folklore. Letztere hat darüber hinaus auch einen Einfluss auf die Lyrics, welche durchgehend in Russisch vorgebracht werden. Aber auch musikalisch hat der Folk-Anteil keinen unerheblichen Platz. Neben stürmischem, kämpferisch anmutendem Material finden sich MOROK aber auch zum Kraftsammeln stimmungsvoll bei Lagerfeuer-Stimmung zusammen („By A Maelstrom Of Thawed Brooks“). Bei aller Bissigkeit offenbart „Fiery Dances Of Dying“ aber eine einprägsame Eingängigkeit, die vergleichsweise selten so unumwunden ihr Ziel erreicht. Singende Leadgitarren, aufgeputscht antreibende, flottere Parts und hymnische Märsche laden hierbei förmlich zum Versinken ein. Gleichermaßen eindringlich wie abwechslungsreich zeigen MOROK dabei, wie die Verbindung aus etwas melodischem Pathos und wüster Schlachtentummelei funktionieren kann. Trotz aller Überraschungen bleiben die richtig großen Überraschungsmomente allerdings eine Seltenheit. Kommt es aber dazu, dann richtig. „With Glow Reddening Sky…“ bietet im Mittelteil einen gelungenen Klargesangspart, der so viel Gefühl in sich trägt, dass die raue Schale des restlichen Materials dabei beinahe zerbricht – Anteil daran hat auch die wundervoll eingeflochtene Akustikgitarre. Leider währt dieser Moment aber derart kurz, dass er sich eines flüchtigen Guts gleich wieder verabschiedet und zurückkehrt, denn das darauffolgende Zwischenspiel setzt sich atmosphärisch in eine ähnliche Kerbe.
Es ist der Detailreichtum, der „Fiery Dances Of Dying“ im Vergleich zu im Ansatz ähnlich gelagerten Bands auf die vorderen Plätze befördert. Da MOROK auf ihrem Debütalbum aber neben vielen gelungen Ideen auch richtig gute Songs dabei haben, ein atmosphärisch dichtes Werk aufbieten und zwar bisweilen vorhersehbar, aber nie langweilig wirken, sollte man den Darmstädtern wirklich mal mit beiden Ohren lauschen. Überraschend stark!
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