Mork - Katedralen

Review

Thomas Eriksen hat es wieder getan: Ein weiteres Mal veröffentlicht er unter dem wohlbekannten Synonym MORK, in diesem Fall acht Songs, die allesamt als tiefschwarze Rock-n-Roll-Bestien daherkommen. Und wieder hat der Mann Genre-Größen wie Nocturno Culto (DARKTHRONE), Dolk (KAMPFAR) und Eero Pöyry (SKEPTICISM) gewinnen können, um den ein oder anderen Track zu veredeln

“Katedralen” und die Würdenträger des norwegischen Black Metal

Im Vergleich zum Vorgänger “Det Svarte Juv” erstrahlt “Katredalen” klanglich in einer etwas moderneren Aufmachung, wenngleich die dargebotene Musik nach wie vor Parallelen zum ursprünglichen, rauen Klima der zweiten Black-Metal-Welle aufweist. Schon die Nummer eins “Dødsmarsjen” eröffnet den Reigen nach kurzem Orgel-Auftakt mit einem heiseren Schrei und sauber eingespielten Instrumenten. Tolle Bassläufe werden flankiert von einer aufheulenden Gitarre und einem extrem wirkungsvollen Mid-Tempo-Beat. Der oft zitierte Black-n-Roll perlt nur ansatzweise am leider sehr flach gemischten Schlagzeug ab, um mit lässigen Riff-Passagen letztlich doch in voller Pracht aufzugehen.

Hohes Niveau mit wenigen Überraschungen

Eigentlich passt diese Beschreibung auf so ziemlich jedes Lied des Albums. Sicher, “Svartmelt” hat eine sehr augenscheinlich punkige Attitüde. Das überrascht aber nicht, immerhin verraten die Credits die Mitwirkung eines gewissen Nocturno Culto. Das folgende “Arv” wird mittels einer, zum Mitsingen einladenden Melodie und Klargesang kredenzt, was auch dieses Mal seine Wirkung nicht verfehlt. Atmosphärisch und düster breitet sich der Song klammheimlich im Unterbewusstsein des Hörers aus und entfaltet dabei einen hohen Wiedererkennungswert.

Black Metal zum Mitsingen

Beinah progressiv beginnt “Evig Intens Smerte” mit hochtönendem Gain auf der Gitarre und dem Halfbeat am Schlagzeug. Es fehlt eigentlich nur noch die Cowbell. Die Melodiebögen sind gewaltig und vielleicht ein bisschen kitschig. Aber Musik aus dem Pappkarton hat Eriksen bisher auch noch nie veröffentlicht. Im Mittelteil gewinnt der Song eine bedrohliche Dynamik mit einem sludgigen Gitarrenlauf und erweckt den sehnlichsten Wunsch zum Takt zu springen und die Pommesgabel empor zu strecken, bevor einige Breaks und die flirrende Gitarre ein fulminantes Ende einläuten. Großes Kino und Höhepunkt auf “Katedralen”

Rotzige Musik und fette Produktion

Beim folgenden “Det Siste Goode I Meg” erinnert praktisch nur noch der höhenlastige Mix an Black Metal. Während dem Eröffnungs-Riff der Rotz  aus allen Poren läuft, hebt Eriksen erneut zu einem ritterlichen Klargesang an und verleiht seiner schwarzen Musik damit ein farbenfrohes Antlitz. Nach all den harmonischen Parts und tiefgründigen Arrangements, ebnet der Closing Track “De Fortapte Sjelers Katedral” zunächst den Weg in die tiefen Black-Metal-Wälder des norwegischen Outbacks, nur um zwischendurch wieder mit clever inszeniert klingenden Gitarren und einem Bollwerk aus Double-Bass und jazzig laufendem Snare-Einsatz abzubiegen.

MORK: Eine Band, ein Virtuose, ein Mann

Das Album endet in einem hektischen Durcheinander aus Tönen, wildem Gekeife, einer angezogenen Handbremse hier und einem erneuten Kickstart da. Die letzten Noten gehören Eero Pöyry und seiner kirchlichen Melodie auf der Orgel. Auf vielen Ebenen kann sicherlich vom bisher besten Album der Ein-Mann-Band gesprochen werden. In erster Linie wird man von der Virtuosität und dem Können Eriksens aber weniger überrascht sein, als von der sehr klaren und druckvollen Produktion.

Trotz allem weist das Mastering an wenigen Stellen noch Schwächen auf, die im weiteren Verlauf der MORK-Geschichte aber vermutlich bereinigt werden. Alle acht Songs wurden mit viel Liebe zum Detail geschrieben und umgesetzt. Aufgrund der Genre gewollten Statik heben sie sich aber nicht deutlich genug voneinander ab. “Katedralen” ist einerseits also ein früher Höhepunkt des Jahres, andererseits fehlen noch ein paar einschneidende Momente für den Status eines Klassikers.

13.04.2021

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