Ja, „Ungod“ ist MORGOTHs erstes Album seit ihrem ungewöhnlichsten Werk „Feel Sorry For The Fanatic“ von 1996 und das erste überhaupt ohne die Röhre von Marc Grewe. Wir wollen uns an dieser Stelle jedoch die Ausflüge in die Vergangenheit, die Story der Reunion, oder den Kult-Status der Band als Mitbegründer des deutschen Death Metals sparen. Dazu könnt ihr das Interview mit Gitarristen Harry Busse lesen. Hier wollen wir dem Silberling einfach mal anhand dessen bewerten, was am meisten zählt – die darauf zu hörenden Songs.
Die elf Stücke inklusive der beiden Instrumentals „Ungod“ und „The Dark Sleep“ kommen wie aus einem Guss, versprühen stets die Atmosphäre der frühen Neunziger und überzeugen mit einem massiven, aber dennoch passend-oldschooligem Sound. Überwiegend im Mid-Tempo Bereich gehalten, walzt man sich eher durch die 46 Minuten Spielzeit, als dass man sich durchpeitscht. Vor allem die Refrains nehmen den Fuß gerne mal von der Beschleunigung und bieten Karsten Jäger genug Raum für sein tiefes Sangesorgan. Der DISBELIEF-Sänger liefert übrigens einen dermaßen soliden Job ab, als hätte er schon immer bei MORGOTH gewütet – von Eingewöhnung ist hier nichts zu hören. Der Mann mag zwar nicht viel auf Abwechslung geben, das tut die Band auf „Ungod“ aber auch sonst nicht. Das kann Kritik sein, muss es aber nicht. Denn das selbsterklärte Ziel eines Bindegliedes zwischen „Cursed“ und „Odium“ ist das aktuelle Album tatsächlich geworden. Teilweise hört sich das Ganze sehr stark nach DEATH zu „Leprosy“ Zeiten an. Vor allem bei dem schon vorab veröffentlichten „Black Enemy“ lässt „Pull The Plug“ öfters mal grüßen.
Was soll man also von „Ungod“ halten? Das wird jeder selbst entscheiden müssen. Fans der alten MORGOTH-Sachen können hier blind zugreifen, denn die Band leistet sich keine nennenswerten Fehler. Sound, Songs, Attitüde – das passt alles gut zusammen. Ob die beiden Instrumentals so drauf gemusst hätten, mag man ebenfalls sehen, wie man will. Der Knackpunkt ist, dass dem Höher tatsächlich keine einzige Überraschung geboten wird. Das Songwriting ist recht simpel und vorhersehbar ausgefallen, die Hooks bleiben eher selten im Ohr. Mehr als solide ist die Mucke allemal, und oft genug kommt man in den Genuss von wirklich gut gemachtem Death Metal der alten Schule. Und das wird vielen Leuten auch schon reichen. Wer jedoch auf mehr gehofft hat, wird hier eher enttäuscht. Die Experimente hat man zusammen mit „Feel Sorry For The Fanatic“ in der Vergangenheit gelassen. Ein starkes Comeback-Album nach fast 20 Jahren ist die Platte aber ohne Frage geworden. Genreliebhaber und Fans können einen Punkt draufrechnen.
Das anhaltende Midtempo wirkt auf Dauer sehr vorhersehbar bis ermüdend. Ein paar flottere Nummern hätten dem Album mehr als gut getan. Von mir gibt es eine runde 5/10 für ein Durchschnittsalbum ohne Höhepunkte aber auch ohne Ausfaller. Hier hätte deutlich mehr drin sein müssen.
Jagger macht seine Sache nicht schlecht aber ich hätte das Album gern mit Marc Grewe gehört. Von den Songs her ist Ungod vergleichsweise unspektakulär