Wer Thüringen bisher immer mit Eisregen, Ewigheim oder Rostbratwürsten in Verbingung brachte, darf nun aufhorchen und seinen Horizont erweitern. Morgenrot ist eine multigenerationale engagierte Band die irgendwo zwischen keyboardgetränktem Rock, Pop und Gothic steht und mit der EP ‚Ausgespielt‘ 5 bereits veröffentlichte Songs, neu mit dem frisch hinzugekommenen Sänger Oliver präsentiert. Der tastenlastige Opener ‚Sonnenlicht‘ zeigt die Band dabei von ihrer besten Seite, denn dieser Wahnsinnsohrwurm wird die Thüringer wohl durch den Rest ihrer Karriere begleiten. Zwar zeigt sich schnell dass Morgenrot kein neues Genre erfinden wollen und auch mit den Texten nicht in die Philosophiegeschichte eingehen werden (obwohl sie sich glücklicherweise deutlich von typischem Trallala-Gekünstel abheben), aber die Instrumente harmonieren einwandfrei miteinander und zelebrieren Melodiebögen die in ihrer Spielfreude kaum noch zu übertreffen sind. Klasse – mehr davon!
Dass dieses Niveau aber nicht durch die ganze EP getragen werden kann, überrascht wohl weniger. Die drei Folgesongs ‚Mehr als diese Worte‘, ‚Farben‘ und ‚Angst vor der Wahrheit‘ sind unterhaltsam anzuhören und live bestimmt durchaus überzeugend, können sich aber kaum im Gehör festsetzen und werden nur durch die ansprechenden Texte und den ordentlichen Gesang über den Durchschnitt gehoben. Die abschließende Ballade ‚Süßes Gift‘ hätte man sich aber sparen können, denn kitschige Melodien über die 6 Minuten Marke zu strangulieren war noch nie besonders hörerfreundlich und innovativ.
Abgesehen davon ist die EP aber für Freunde melodischen Rocks durchaus zu empfehlen und anspielenswert. Gerade der Opener beweist, dass die Truppe ordentlich Potential besitzt und dies hoffentlich auch in den nächsten Alben entfalten kann. Bis dahin genießen wir nochmal die überraschend professionell wirkende Produktion und das kommende Neujahrsfest. Cheers!
Selten lag ein Review mehr daneben als dieses. Der Opener "Sonnenlicht" ist mitnichten ein Ohrwurm, sondern im Gegenteil ziemlich grauenhaft. Durch diesen Song muß man sich regelrecht quälen, da er zudem von dem ziemlich verqueren Rhytmus des Sängers und seiner schrägen Betonung verschandelt wird und mit einem ziemlich blamablen Text ausgestattet ist. Damit haben übrigens alle 5 Songs zu kämpfen. Trotzdem, danach wird die Sache doch noch richtig schön. Gerade das im Review geschmähte "Mehr als diese Worte" entpupt sich dabei als patenter kleiner Hit. Seicht, harmlos, aber wunderhübsch. Wenn man Vergleiche anstellen will, dann klingt die Band wie eine softere, bessere Version der Böhsen Onkelz… keine Beleidigung, es ist halt so. Da steckt Potential drin, aber ich empfehl‘ trotzdem Gesangsunterricht und ’nen Deutschkurs an der VHS, die Texte der Marke "Reim dich oder ich fress‘ dich !" sind ja nicht auszuhalten…