Morgengrau - Sehnen der Finsternis

Review

MORGENGRAU sind eine Black-Metal-Band aus Bayern, welche 2009 gegründet wurde und nun mit ihrem zweiten Album vor den Toren steht. Ein neues Logo deutet darauf hin, dass sich bei der Band einiges verändert hat. „Sehnen der Finsternis“ sieht gut aus, aber darauf kommt es bei einem Album nur bedingt an, oder?

Der nächste Schritt gelingt – MORGENGRAU haben sich musikalisch stark entwickelt

Und ja, es hat sich nicht nur optisch etwas verändert seit dem Debütalbum „Staub zu Staub“, welches vor gut sechs Jahren erschienen ist. „Sehnen der Finsternis“ steht auf einem festen musikalischen Fundament, der Unterschied zum bisherigen Schaffen der Band ist offenkundig. Die Stärken des Debüts sind erhalten geblieben, allerdings ist „Sehnen der Finsternis“ aus einem ganz anderen Holz geschnitzt.

Einen großen Anteil an dieser Einschätzung bringt Session-Musiker Paul Färber am Schlagzeug mit ein. Kein Wunder, Färber ist u.a. Live-Musiker für ELLENDE und HARAKIRI FOR THE SKY. Aber auch die anderen Teile der Band liefern ab, sodass MORGENGRAU in Summe musikalisch einen großen Schritt nach vorne machen.

„Sehnen der Finsternis“ gelingt dabei der Spagat zwischen den musikalischen Grundlagen des Black Metals und einem zeitgemäßen Gewand. Ohne Zweifel ein modernes Album, welches allerdings keine genrefremden Spielereien benötigt. Die Texte in deutscher Sprache sind zunächst etwas gewöhnungsbedürftig, aber auch hier tappen MORGENGRAU nicht in die üblichen Fallstricke. Textlich bleibt die Band stets klischeefrei und interessant.

„Sehnen der Finsternis“ überzeugt

Denn genau so muss zeitgemäßer Black Metal mit deutschen Texten klingen. Mit musikalischem Fundament, moderner Produktion und intelligenten Texten werden sämtliche Klischees umschifft und eine eigenständige Interpretation des Genres erreicht. Dabei bleibt „Schemen der Finsternis“ stets als echte Veröffentlichung aus dem Underground erkennbar. So muss das.

10.07.2023

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23 Kommentare zu Morgengrau - Sehnen der Finsternis

  1. Watu sagt:

    Sehr brav das Ganze, am Ende des Treibens werden die Tische sauber abgewischt und die Stühle ordentlich rangestellt. Ist das jetzt das neue modern? Ich hoffe nicht! Aber wen’s nicht stört, ansonsten ist das sehr ordentlich, die Jungs haben was drauf. Ich schwenke persönlich dann aber doch tausend mal lieber zu Gràb.

  2. Kazanian sagt:

    Gut auf den Punkt gebracht Watu!
    Ich tue mich persönlich schwer damit überhaupt noch Black Metal in der Mucke zu sehen. Bissl Geknüppel, Tremolo Gitarren und Corpsepaint reichen da meines Erachtens nicht aus. Es ist alles zu brav, zu clean. Wo ist das Raue, das Urwüchsige?
    Irgendwie höhlt sich diese Musiksparte immer mehr aus.

  3. metal-maniac sagt:

    Ob das jetzt zu sauber und brav ist, ist Geschmackssache. Ich habe es im BM je nach Spielart auch gerne etwas roher. Ich finde das Problem ist hier einfach, dass der Song an sich auch nicht besonders spektakulär ist. Viel Malen nach Zahlen, sicherlich sehr ordentlich gemacht und gut eingespielt aber auch nicht sonderlich hervorstechend.

  4. nili68 sagt:

    Ja, mir ist das auch zu lieb und der Song an sich ist auch nicht gerade prall, aber am meisten stören mich die Screams. Keine Ahnung wieso..

  5. Lars sagt:

    Solides Album, ist in meine Playlist gewandert. Ich kann den Kommentaren vor mir nichts weiter hinzuzufügen, sehe ich auch so.

    7/10
  6. Thall_138 sagt:

    Nennt sich Weiterentwicklung und kann es absolut nachvollziehen, dass mit wachsendem technischen Inhalten, welche auch im BM seit Jahren wachsen, die Bands selber durch ihre Produktion davon auchb was hören wollen…Für Powerchordgeschrammel braucht es keine gute Produktion, da is was dran… Ich find gerade gut, dass BM heutzutage hohe technische Ansprüche erfüllt und mehr ist, als das Genre-Korsett der 90er aus Norwegen.

  7. nili68 sagt:

    Es ist nichts gegen ’ne gute Produktion und technische Fähigkeiten zu sagen, aber wenn das Songwriting nichts taugt, nützt das nichts. Technisch gute Musiker gibt’s im 10er-Pack bei Aldi auf dem Grabbeltisch..

  8. Watu sagt:

    „und kann es absolut nachvollziehen, dass mit wachsendem technischen Inhalten, welche auch im BM seit Jahren wachsen, die Bands selber durch ihre Produktion davon auchb was hören wollen…“

    Du gehst da von irgendwelchem Garagen-Schrammelsound aus. Moderne Alben können im Klang auch differenziert klingen und durchaus genügend Dreck, Unterholz und Grip mitbringen. Deine extreme Pauschalisierung zeugt leider ein wenig von Unwissenheit und schwächt Deine „Argumente“ ziemlich stark ab.

  9. nili68 sagt:

    Im Idealfall muss ’ne Band einfach etwas Eigenes haben, ohne dass es bemüht klingt.
    Ein Song ist dann gut, wenn man den auch als Country oder auf dem Klavier spielen kann und der trotzdem noch cool ist. Genres sind aus höherem Blickwinkel überbewertet, obgleich natürlich jeder seine Präferenzen hat. Kommt halt darauf an, wie man an Musik heran geht.

  10. Watu sagt:

    „Ein Song ist dann gut, wenn man den auch als Country oder auf dem Klavier spielen kann und der trotzdem noch cool ist.“

    Habe ich so auch noch nicht gehört. ;))

  11. nili68 sagt:

    Echt? Ich finde diese Sichtweise eigentlich ziemlich naheliegend, ungeachtet dessen, ob man sie teilt.
    Irgendein Blues Musiker hat mal gesagt (B.B. King?), dass es keine guten oder schlechten Genres gibt, nur gute oder schlechte Songs.

  12. Watu sagt:

    Die Aussage teile ich auch, aber das man jeden guten Song eines Genres auch erfolgreich in ein anderes Genre „transferieren“ können sollte, habe ich so noch nie gehört. ;))

    Mach das z.B. mal mir einem Drone Doom Sound wie den von Sunn o))), viel Spass dabei.

  13. nili68 sagt:

    >Song eines Genres auch erfolgreich in ein anderes Genre „transferieren“ können sollte<

    "erfolgreich" ist natürlich subjektiv, aber https://www.youtube.com/watch?v=nLn3BE25W9Q

  14. Watu sagt:

    Ja, nettes Lied, aber da hätte man ja nahezu jedes einigermaßen neutrales Cover nehmen können, es hätte gepasst. ;))

  15. Watu sagt:

    Will eigentlich sagen, starke Melodien sind schön und gut, aber sich so intensiv auf starke Melodien zu fokussieren, ist eher eine Sichtweise der popkulturellen Musik. Das lässt sich meiner Meinung nach aber nicht jedem musikalische Genre oder besser künstlerischem Stilmittel überstülpen.

  16. nili68 sagt:

    Natürlich ist das nicht absolut zu verstehen. Ein Dark Ambient-Stück funktioniert möglicherweise auch nicht als Reggae, aber das, was den Geist von Musik IMO ausmacht, ist das Songwriting und nicht das Gewand, popkulturell oder nicht. Man könnte noch darüber diskutieren, inwiefern Ambient oder Drone überhaupt Musik im engeren Sinne sind. Ist ’ne CD mit Naturgeräuschen wie Wind auch Musik?

  17. Watu sagt:

    „Musik ist eine Kunstgattung, deren Werke aus organisierten Klängen bestehen, die Empfindungen oder Assoziationen hervorrufen können.“

    Tja, bleibt die Frage was beim Wiki unter „organisiert“ verstanden wird. ;))

  18. nili68 sagt:

    Vermutlich künstlich, von Menschen erzeugt. Auch wenn sich das manchmal rein von der klanglichen Komplexität nicht von Windgeräuschen unterscheiden mag, sind Ambient oder Drone wohl Musik. Sowas in der Art hatte ich mir bereits gedacht, nachdem ich’s geschrieben hatte. Bliebe noch die Frage, ob Fürze Musik sind oder man externe Hilfsmittel benötigt.. 😀

  19. nili68 sagt:

    Andererseits ist Gesang ja auch Musik, also warum also nicht Fürze? Da kann man auch variieren.. 😀

  20. Watu sagt:

    Ich will mich da jetzt nicht auf das Niveau herabbegeben, das wäre nicht TRVE! ;)), aber ich denke auch, generell kann alles Musik sein, was irgendwie akustisch wahrgenommen werden kann und man sich dem freiwillig aussetzt. Vielleicht ist die Freiwilligkeit der entscheidende Faktor und natürlich ist es extrem subjektiv, denn jeder definiert das für sich selbst. Wenn ich etwas höre und will, dass es sofort aufhört, ist es wohl eher einfach nur Krach für mich – sondern Lärm.

  21. nili68 sagt:

    Das ist ja auch stimmungsabhängig. Manchmal mag ich etwas, manchmal geht mir das voll auf den Zeiger, wie Vogelgezwitscher. Am Morgen, wenn man noch schlafen will = bad, beim Waldspaziergang oder Picknick = nice. 🙂

  22. Lysolium 68 sagt:

    @ nili

    Es ist doch immer wieder schön wie Ihr uns an eurem reichhaltigem Gefühlsleben teilhaben lasst…😂

  23. ultra.silvam sagt:

    8/10 da hab ich bei metal.de schon eine absolute Gurke erwartet… ne mal ernsthaft, Musik ist natürlich subjektiv, aber wenn man hochtrabend mit Floskeln wie „genau so muss zeitgemäßer Black Metal mit deutschen Texten klingen“ daherkommt, muss man mehr als 08/15 Metal bringen. Das ganze mag zwar clean produziert sein, was man mögen kann oder nicht, aber insgesamt ist die Musik weder einfallsreich noch in irgendeiner Weise besser oder ebenbürtig als die bekannteren deutsch-singenden Black Metal Bands. Versteh auch nicht warum man hier Bayern extra erwähnt, ich hör da weder Dialekt noch Bezug zu dem Bundesland. Bayerischer Black Metal ist sowas wie GRÀB, die sind auch in allen anderen Punkten Meilenweit besser… oder Drudensang, oder Waldgeflüster, beides aus Bayern mit Dialekttexten. Allgemein deutschsprachiger BM der meilenweit besser ist z.B. FRIISK, VERDUNKELN, HORN, EIS, Dauþuz, Graupel, Wallfahrer … wenn man auf „zeitgemäß“ besteht, dann gibts Bands wie UNRU oder DER WEG EINER FREIHEIT. Kurzum, es gibt etliche richtig gute deutschsprachige Black Metal Bands, Morgengrau ist auch rein objektiv betrachtet keine davon.