Mordhell - Suffer In Hell

Review

Galerie mit 5 Bildern: Mordhell - Fog Over Berlin

Wenn man über dreißig ist, wünscht man sich manchmal, nochmal richtig schön infantil-pubertär und prollig sein zu können, einfach nur doof, platt und billig. Sicherlich geht das theoretisch immer. Richtig schwer wird es aber, wenn man an keiner Castingsendung teilnehmen möchte und ein Mensch ist, der sich für Fußballwochenenden nicht erwärmen kann. Dann bleibt nicht mehr viel außer Frauen, Alkohol und lauter Musik.

Darum geht es auch bei den Polen MORDHELL, deren Platte man theoretisch schon rezensieren könnte, wenn man ihr Bandfoto gesehen und die Songtitel gelesen hat. “Alcoholic Titfuckblast“, “You Are My Fucking Pornostar!!!“, “Possessed By Alcohol“ und “Shut Up Cunt“, umgedrehte Kreuze, lange Spikes an Lederhalsbändern und eimerweise Schminke sprechen da eine mehr als deutliche Sprache: Wenn CARPATHIAN FOREST, deren Alben mit zunehmender Dümmlichkeit ihrer Titel mieser geworden sind und die schon lange nichts mehr auf die Kette kriegen, schon weg vom Fenster sind, ist umso mehr Platz für ihre Erben. MORDHELL sind letztlich nichts Anderes als eine Reinkarnation der Black n‘ Roll-Hochzeit der Norweger, nur mit mehr Thrashanteil und Einflüssen neuerer DARKTHRONE. Ganz die Qualität ihrer Vorbilder erreichen die Polen aber nicht, dafür sind ihre Songs einfach zu abgespeckt und gleichförmig.

Das funktioniert sieben Songs lang richtig richtig gut, die Platte macht Spaß, ist kurz, knackig und bietet fast in jedem Track ein richtig gutes, tragendes Thrashriff. Dann fällt die Qualität plötzlich, sozusagen blutsturzartig ab, die Band verliert sich in nichtssagendem Groove Metal, für den ich nicht mal ein herzhaftes Gähnen übrig habe. “Suffer In Hell“ wäre eine exzellente Mini-CD gewesen, während der man 20 Minuten lang richtig schön primitiv, grenzdebil und postpubertär hätte sein können, ganz öffentlich frauenfeindlich und ohne jeden Anspruch an den eigenen Anstand (wenn man das will…). Mit der miesen zweiten Hälfte stellt sich aber eher ein ernüchterndes Gefühl ein. Unter dreißig zu sein, kann man eben nicht künstlich herstellen.

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11.06.2011

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