Wenn der Promo-Zettel Sound im Stile alter DARK TRANQUILLITY und IN FLAMES ankündigt, dann gerät der Verfasser dieser Zeilen umgehend in eine Art nervöser Vorfreude. Aber lieber erstmal ruhig bleiben, allzu oft wurde man ganz einfach in den letzten Jahren dann doch wieder enttäuscht. Und der Rucksack, den MORDENIAL sich damit selber aufsetzen, hat sicherlich so einiges an Gewicht. Aber wenn man ihn denn schleppen kann, warum nicht, also gibt man „The Plague“ natürlich eine faire Chance.
Und schon geht’s schön flott und melodisch mit dem Titelsong los. Der erinnert in der Tat gleich mal sehr wohltuend an DARK TRANQUILLITY zu „The Mind‘s I“-Zeiten, auch wenn es natürlich nicht an die Klasse dieses Meilensteins heran reicht. Dennoch ein guter Auftakt, doch kommt da qualitätstechnisch noch mehr? Leider Fehlanzeige, denn nun plätschert die Scheibe gefühlt endlos mehr oder weniger so vor sich hin. MORDENIAL stagnieren überwiegend im Midtempo und wissen dabei nicht gerade mit Ideenreichtum zu begeistern. Das ist alles ganz gefällig, mehr aber eben auch nicht. Grundsolide kann man das im besten Fall nennen, oder eben etwas kritischer gepflegte Langeweile. Und wer hat hier eigentlich nach dem ersten Song das Gaspedal geklaut? Dabei hat doch gerade die genannten Vorbilder früher ausgezeichnet, dass sie immer wieder kräftig Arsch getreten haben. Das hier ist viel zu zahm, lieb und zahnlos. Darüber kann auch der kurze Geschwindigkeitsausbruch am Ende von „All Has Vanished“ nicht wirklich hinweg täuschen. Denn umgehend verharren die Schweden dann wieder in ihrer eigenen Monotonie. Erst mit dem abschließenden „The End“ haut man dann endlich doch nochmal ordentlich ins Mett, wurde aber auch allerhöchste Zeit! Aber dieser Song kann schon was, das muss man dann auch mal anerkennen.
Mordenial liefern zu wenig Erbauliches neben gepflegter Langeweile
Klar, vom alten Klassiker-Motto „No Fillers, just Killers“ träumt man meistens vergebens. Aber zwei halbe Kracher und acht Mal Füllmaterial sind dann eben doch nicht gerade das beste Verhältnis. Sauber produziert und kompetent gezockt ist das Ganze auf alle Fälle, aber das reicht eben nicht, wenn man zwischen guten Start und gelungenem Abschluss in mittelmäßiger Belanglosigkeit versinkt. Und wenn man schon selber die Klassiker anspricht, dann muss man sich halt auch an den Besten messen lassen.
„The Plague“ ist wie ein Formel-Eins-Rennen, bei dem nach einem durchaus rasanten Start dann beizeiten das Safety-Car die Schlagzahl vorgibt und endlos vor dem Feld her tuckert. Da kann man zwischendurch getrost mal mit dem Hund Gassi gehen, ohne wirklich etwas zu verpassen. Erst die allerletzte Runde macht dann mit freier Fahrt wieder richtig Spaß, aber in Erinnerung wird einem nur ein bestenfalls durchschnittliches Rennen bleiben. Die Zielflagge, geradeso ins hintere Mittelfeld gerettet und in die Punkte gefahren. Damit mögen so einige durchaus zufrieden sein, MORDENIAL sollten das jedoch nicht.
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