Morbus Chron - Sweven

Review

Die Stockholmer MORBUS CHRON hatte ich noch als amtliche Retro-Death-Metal-Band in Erinnerung, welche mit „Sleepers Of The Rift“ 2011 ein herrliches Brett an traditionellem Spätachtziger Todesblei ablieferten, wunderbar räudiger Old School Schwedentod. Doch die Zeit steht auch bei MORBUS CHRON nicht still, und „Sweven“ ist überraschend anders, ganz anders.

Die Schweden haben sich mit ihrem neuen Album stilistisch deutlich weiterentwickelt. War das brutale, klassisch puristische „Sleepers Of The Rift“ noch sehr antik, roh und simpel gehalten, mit räudigen Leads die sich in die Eingeweide bohren, direkten, morastigen Riffs zwischen AUTOPSY, DISMEMBER, ENTOMBED, DEATH STRIKE und alten DEATH, sowie röchelnden Growls, ist „Sweven“ eine ganz schön mutiger Fortschritt, weg von diesem orthodoxen Stil, und überschreitet die Genregrenzen, denn straighte Songs wie „Aurora In The Offing“ sind auf diesem Album rar gesät. Mit reichlich schrägen Riffs und Disharmonien, kranken Melodien, abgefahrenen Basslinien und vielen Tempowechseln mit abrupten Breaks haben MORBUS CHRON Elemente des verspielten, progressiven Metals integriert, aber das ist noch nicht alles. Auch ruhige, atmosphärische Momente finden sich immer wieder in den Stücken. Gerade die vielen Akustik-Parts klingen recht unheimlich und sorgen für eine alptraumhafte Stimmung. Um die Bedeutung dieser neuen, in das weiterhin bestehende Death-Metal-Kleid mit entrückendem Schreigesang eingewobenen Elemente, zu verdeutlichen, seien zu den vorherigen Bands nunmehr VOIVOD, ATHEIST, TRIBULATION als auch ALCEST als weitere Vergleiche aufgeführt. Man könnte dieses komplexe, verschachtelte Klangbild als unorthodoxer, progressiver Post Death Metal bezeichnen. Gerade der Opener „Berceuse“ oder auch „Solace“ wirken ganz schön psychedelisch und progressiv, fernab traditioneller Konventionen. Dazu wurde die spieltechnische Brillanz an allen Instrumenten deutlich nach oben geschraubt. Ein in jeglicher Hinsicht ungewöhnliches Werk, auch in Hinblick mit der Zusammenarbeit mit Produzent und Traditionalist Fred Estby (ex-DISMEMBER).

MORBUS CHRON liefern mit „Sweven“ ein emanzipiertes, originelles, abwechslungsreiches und spannendes Album ab, das überraschend anders ausgefallen ist. Was an Wuchtigkeit, Aggressivität und Durchschlagskraft vielleicht an manchen Stellen ein wenig fehlt, wurde in Sachen Atmosphäre, technischer Finesse und Progressivität hinzugelegt und hievt MORBUS CHRON auf ein neues Level. Verdammt stark, intensiv und mutig zugleich!

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16.02.2014

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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2 Kommentare zu Morbus Chron - Sweven

  1. Alastor sagt:

    Bis jetzt das Album des Jahres. Originell, gewaltig, wunderschön. Und das auch nach dem 20ten Durchlauf… Ein neuer Hoffnungsträger!

  2. Milch sagt:

    Kann ich nur zustimmen. Bei dem ganzen ProgDeath-Morast, der durch Opeth und Meshuggah beeinflusst ist und sich irgendwie doch nur im Kreise dreht, ist „Sweven“ ein erfrischender Schlag ins Genick. Geile Mischung aus guten alten Death Metal Tugenden und modernen Prog-Ansätzen. Die herrlich schön altbackene Produktion tut ein übriges, um richtiges 80er-Feeling aufkommen zu lassen. GEIL GEIL GEIL!!

    10/10