Morbid Flesh - Embedded In The Ossuary

Review

Schon mit dem Titel ihrer neuen EP – nach 2009er-Demo und 2011er-Debütalbum die dritte Veröffentlichung – wecken die Katalonen MORBID FLESH die richtigen Assoziationen: „Ossuarium“ steht synonym für „Beinhaus“, also einen Ort, an dem sich die Gebeine von Toten befinden – ja, danach klingt „Embedded In The Ossuary“ voller dunklem, rückswärtsgewandtem Death Metal tatsächlich.

Das ähnlich der Platte plakativ betitelte „Entrance To The Ossuary“ versetzt mit gelungenem Spannungsbogen und ein paar gewisperten Wortfetzen in freudige Erwartungshaltung, bevor „Charnel House“ den Hörer endlich in die mit säuberlich gestapelten Gebeinen vollgestopfte Kammer schubst. MORBID FLESH orientieren sich grob am Frühneunziger-Schwedentod – vor allem alte GRAVE kommen hin und wieder in den Sinn – und wechseln dabei stets zwischen dem dritten und fünften Gang; in den sechsten wird nicht geschaltet. Dieser Verzicht auf Blastbeats verstärkt die düstere und gramvolle Aura, die das Material trotz des durchweg hohen Aggressionsniveaus besitzt. Es ist die Summe vieler Faktoren, die die EP so überzeugend macht: vom maßgeschneidert schmutzig-wuchtigen Klang über das böse und tiefe, jedoch nie zur Höhlenmenschen-Karikatur verkommende Gebrüll sowie die zart melodischen, mitunter leiderfüllt-wimmernden Gitarrenleads bis hin zur Fähigkeit, auch mal unerwartet das Wesen eines Stückes zu ändern. Obwohl alle fünf vollwertigen Lieder zudem durch kraftvolle Ausführung punkten können, heben sich das süchtig machende Groove-Ungeheuer „Under Ragged Hoods“ und das fast schon erhabene, jedenfalls mächtig polternde „Summoning The Sorcery Of Death“ noch ein bisschen ab.

Klar, stilistisch ist das, was die Spanier hier fabrizieren, so neu und einzigartig wie der siebzehnte Totenschädel in der achten Reihe von oben in der Wand links vom Portal aus gesehen. Aber der von den Fünf aus Barcelona nach alter Schule geschmiedete Todesstahl besitzt neben seiner wohldosierten Lichtscheu schlicht und einfach das gewisse Etwas, konkret: knackige Kompositionen gepaart mit spürbarer Leidenschaft. Man darf also durchaus annehmen, dass MORBID FLESH auch am Start wären, wenn solche Old-School-Mucke, wie sie sie der Welt auf „Embedded In The Ossuary“ um die Ohren hauen, nicht seit ein paar Jahren so schrecklich angesagt wäre.

17.04.2014

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