Morbid Angel - Illud Divinum Insanus

Review

MORBID ANGEL, viele Anhänger des guten alten Death Metals mit satanischer Ausrichtung bekommen eine leichte Gänsehaut, wenn sie den Namen hören und an Klassiker wie das Zweitwerk „Altars Of Madness“, den Nachfolger „Blessed Are The Sick“ oder auch „Covenant“ und „Domination“ denken. Danach gab es bedingt durch den Ausstieg von Frontman, Bassist und Sänger David Vincent einen leichten Knick, denn auch wenn Nachfolger Steve Tucker einen akzeptablen bis guten Job von 1998 bis 2003, bzw. von „Formulas Fatal To The Flesh“ über „Gateways To Annihilation“ bis „Heretic“ abgeliefert hat, konnten MORBID ANGEL von ihrer Gefolgschaft nicht mehr den Segen erlangen, den sie sich erhofften. Und so kam es endlich, was irgendwann kommen sollte und auch zwangsläufig musste, wenn die Florida-Deather nicht untergehen wollen: David Vincent kehrt zurück von seinem Ausflug mit der Zweitklasse-Combo GENITORTURERS. Alle stimmen zum dunklen Gebet an und die Hölle ist wieder in Ordnung! Ist sie das wirklich? Das wird sich zeigen, denn eine Wiedervereinigung bedeutet natürlich nicht automatisch, dass musikalisch ebenfalls alles sauber oder besser gesagt feurig ist…

Gemäß der Band-Tradition, dass die Anfangsbuchstaben ihrer Alben dem Alphabet folgen, sind sie mittlerweile bei „I“ angekommen. Benannt wurde das Vincent-Comeback-Album „Illud Divinum Insanus“ und vorweg ist gleich zu sagen, dass wir MORBID ANGEL hier von einer neuen, anderen, eher experimentelleren Seite hören. Ich behaupte einfach mal, dass Vincent einige Ideen von seiner zwischenzeitlichen Band mitgebracht hat, denn ich bilde mir ein, bei vielen Ideen die aus meiner Sicht äußerst unsäglichen GENITORTURERS herauszuhören. Ich kann allerdings nur unken, warum das so ist. Ob die verbliebenen Engel Trey Azagthoth (Gitarre) und Pete Sandoval (Schlagzeug) hilflos mit den Händen gen Vincent wedelten, damit dieser die Truppe wieder auf Spur und somit ins Rampenlicht bugsiert, sei mal dahingestellt. Auffälliger Fakt ist jedenfalls, dass sich MORBID ANGEL auf „Illud Divinum Insanus“ zwischendurch sehr stark und deutlich vom Death Metal wegbewegen und diesen mit eher alternativen Metal-Elementen verweben. Natürlich gibt es vereinzelt die geballte MORBID-ANGEL-Faust, jedoch nicht mehr so offensiv und konstant wie von den Jungs gewohnt.

Bereits das Intro und der erste Track lassen dem morbiden Anhänger der Band die Nackenhaare abgeschreckt gen Himmel schießen. Was hat sich die Band dabei gedacht? Kirmes-Metal? Das Album verläuft danach konstant wie ein Wechselspiel zwischen eher traditionellem Death Metal, allerdings leider ohne besondere Momente und dem aus meiner Sicht eher abschreckenden Versuch, dem Sound der Band ein neues Gesicht, neues Leben einzuhauchen. Diese unsäglichen Industrial-Elemente, völlig uninspiriert und stellenweise regelrecht lächerlich eingesetzt (man beachte nur diese gepitchten Stimmen bei manchen Songs im Hintergrund), wirken auf mich einfach nur verzweifelt und offenbar vom Gedanken getrieben, auf Biegen und Brechen aus dem bisherigen musikalischen Kontext auszubrechen. Warum nur, Leute, warum nur?

Zwar gibt es durchaus ein paar gute Momente auf dem Album, meines Erachtens dann, wenn MORBID ANGEL einfach nur nach MORBID ANGEL klingen, wie zum Beispiel bei „Nevermore“ oder „Blades For Baal“ und experimentellen Käse anderen Bands überlassen, die das besser können, das Meiste ist jedoch eher zum Abgewöhnen und wirkt unausgegoren, halbgar, wie der gescheiterte Versuch krampfhaft anders sein zu wollen. Unterm Strich bin ich mir nicht sicher, ob die neue Ausrichtung der Band langfristig wirklich gut tut, denn selbst mir als aufgeschlossenen Musikhörer entlocken die oftmals seltsamen und manchmal auch einfach nur zweitklassigen Auswüchse auf „Illud Divinum Insanus“ eher ein Mitleid bekundendes Lächeln, denn künstlerischer Achtung und Wertschätzung.

Ein kleines Lob möchte ich dann am Ende dieses kleinen Desasters allerdings noch in Richtung Tim Yeung loswerden, der für den gesundheitlich verhinderten Pete Sandoval eingesprungen ist und die Drumtracks tatsächlich nach lupenreiner MORBID-ANGEL-, bzw. Sandoval-Art eingezimmert hat. Hut ab dafür.

03.06.2011
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