Wer bereits Bekanntschaft mit früheren Werken von MOR DAGOR gemacht hat, kann ziemlich genau abschätzen, was auch hier auf ihn lauert. Erwartungsgemäß knüppelt der Trupp in gekonnter Black-Death-Metal-Manier allem die Seele aus dem Leib, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Doch ein bisschen hat sich auch im Hause MOR DAGOR geändert: „MK IV“ geht nämlich, zumindest gemessen an den früheren Alben, ungewohnt abwechslungsreich zu Werke, büßt dabei aber nicht an Kompromisslosigkeit ein.
Der Vierer bleibt nicht beim stumpfen Wiederholen von Kriegsmetaphern und andauerndem Schwelgen in irgendwelchen ultrabrutalen Geschwindigkeitsfantasien stehen. Überzeugend wurden Breaks, Abschnitte mit viel Groove und sogar ein Gitarrensolo eingebaut, die weit über Alibiverschnaufpausen hinausgehen, deren Position im Lied sich nur nach Zeile und Abstand von der Reißbrettkante bemessen, wie man das bei artverwandten Kombos dann und wann mutmaßen muss.
Inmitten des brutalen Geknüppels allerorten haben es MOR DAGOR sogar fertig gebracht, nachvollzieh- und wiedererkennbare Melodiebögen aufzubauen. Nicht die Sorte ausladende Melodien, deretwegen man gleich ein „Melodic“ in der Stilbezeichnung unterbringen müsste, sondern eher kurze Harmoniefetzen, die, in Varianten hinter- und übereinandergeschichtet, gerade genug sind, um den Stücken eine Richtung zu geben, aber auch nicht so viel, dass sie den Charakter der Musik grundlegend ändern würden oder dass man dem Album gar Anbiederung vorwerfen könnte. Trotz dem erwähnten Abwechslungsreichtum besteht „MK IV“ natürlich zum allergrößten Teil aus Hochgeschwindigkeitsgeholze, sodass man MOR DAGOR nach wie vor guten Gewissens Anhängern der etwas älteren BELPHEGOR oder auch MARDUK empfehlen kann.
„MK IV“ begeistert vor allem deswegen so, weil bei alledem keine verkappten Kompromisse mit der Glätte der Musik gemacht werden. Wo BELPHEGOR sich neuerdings mit Anflügen von vermeintlicher Epik in Refrains (oder was man dafür halten soll) behelfen wollen, gibts bei MOR DAGOR einfach Geschredder – Zeit für Umwege hat man bei 36 Minuten Spielzeit ja sowieso kaum. Bleibt also festzuhalten, dass die kürzlich erfolgten Besetzungswechsel der Weiterentwicklung des Trupps auf keinen Fall den Weg versperrt hat. Unbedingt reinhören!
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