IRON MAIDEN haben nicht nur hunderte traditioneller Metalcombos und Powermetalbands inspiriert sondern auch zahlreiche Schwedendeath-Kapellen. Zu den Letztgenannten gehört der Schweden-Fünfer MOORGATE. Diese Band existiert seit einigen Jahren und veröffentlicht nunmehr nach zwei Demos ihr Debut mit dem Titel „Close Your Eyes And Fade Away“.
Geboten wird schnörkelloser Death Metal äußerst traditioneller Art. Die im Informationsblatt genannten IN FLAMES, DARK TRANQUILLITY oder AT THE GATES kann ich als Vorbilder nicht recht ausmachen, dafür ist das ganze zu wenig dynamisch, mit zu wenig Transparenz und Druck versehen, Melodien und Songstrukturen sind zu selten „experimentell“ oder wirklich innovativ. Die Gitarren bewegen sich eher ganz im Fahrwasser der Eisernen Jungfrauen, nicht wenige Hooks und Licks sind dementsprechend ausgefallen. Bei aller MAIDEN-Affinität vermeidet es die Band allerdings, ihre Tracks mit einprägsamen Refrains auszustatten. Dabei ähneln sich die Songs einander (zu) sehr in Aufbau, Melodie und Chorus.
Andererseits frickelt die Band auch nicht, überzieht den Thrash-Anteil keineswegs und bleibt stets auf der rechten Seite der Fahrbahn. Die Überholspur ist (noch) tabu. Das ist zwar sicher, aber das fortwährend gleiche Tempo auf Dauer doch ein wenig eintönig…
Klasse ist der Track „Carnival“, hier stimmt alles, der charismatische Gesang, die tollen Leads, das kristallinklare Solo… So müßte die ganze Scheibe sein. Auch „Dawn Of The Dead“ ist ein gelungener Song, mit nettem „Killers“-Intro und -Gitarrensolo. Der hin- und wieder eingesetzte Clean-Gesang in Nachbarschaft zum Chorus könnte auch durch Growls ersetzt werden, das paßt zu dieser traditionellen Ausrichtung m.E. einfach besser. Auf jeden Fall hat MOORGATE auch einiges für ältere PANTERA, die mittleren SLAYER, die unvermeidlichen MAIDEN und im Finale „Dissolving Dreams“ dann endlich auch etwas für DARK TRANQUILLITY übrig. „Dissolving Dreams“ wird übrigens nach knapp vier Minuten während der ersten Zeilen des (superben) Refrains rasant aufs stümperhafteste ausgeblendet, unglaublich, dass so etwas dilettantisches heute noch passieren kann… Das bleibt auch nach mehrmaligem Hören extrem ärgerlich.
Insgesamt ist mir diese Veröffentlichung zu unspektakulär, wenig abwechslungsreich und mit zuwenig Kick versehen, obwohl der Band durchaus Talent attestiert werden kann. Die gelungene Schlachtendrumsequenz („No Sun Rises“, ein richtig guter Song auch) und einige kleine Spielereien (Cleanvocals, nette MAIDEN-Soli, Mini-Breaks) können daran nicht allzuviel ändern. Zudem wäre es in diesem Bereich gut, mal einen Speed-Track einzubauen, die Drums mal blasten zu lassen und die Gitarren druckvoller zu produzieren. Würden die Äxte wie bei THIS ENDING oder AMON AMARTH krachen, das Schlagwerk ähnlich dynamisch-druckvoll agieren, die Band könnte richtig gut sein. Allerdings gehört dazu auch noch erheblich größere kompositorische Klasse und in diesem Falle, ich sage es eigentlich ungern, etwas mehr Modernität und Mut zum Experiment. Denn zu altbacken und epigonenhaft auf die Neunziger ausgerichtet ist letztlich die Herangehensweise der Schweden.
Schlecht ist das alles dennoch nicht, allerdings werden die Fünf es schwer haben, sich im Veröffentlichungsdschungel zu behaupten und auf sich aufmerksam zu machen. Denn die Konkurrenz schläft beileibe nicht… Eine Benotung fällt hier wirklich sehr schwer, „Carnival“ ist ein acht-Punkte-Song, andere dagegen (die Mehrheit) bekommen fünf bis sechs Punkte. Recht ambivalent, das ganze… Insgesamt sechs Punkte sind trotz der genannten (nicht unerheblichen) Schwächen drin.
Und puristisch orientierten Deathmaniacs wird die Scheibe ohnehin gefallen.
Endlich mal ein informatives Review mit Substanz! Da können sich einige Rezensenten ein Stück davon abschneiden.