MOONSPELL haben in ihrer bald 30jährigen Bandgeschichte eine wirklich vielfältige Diskographie veröffentlicht, welche sowohl in musikalischer als auch konzeptioneller Hinsicht die Fans immer wieder aufs Neue forderte. Eine besondere Herausforderung war sicherlich ihr letztes Album, das monumentale, apokalyptische „1755“, welches sich dem schweren Erdbeben und anschließendem Tsunami des Jahres 1755 mit über 100.000 toten Menschen widmete. Zusätzlich bombastisch orchestriert, knifflig arrangiert, komplett in Portugiesisch gehalten, ein Höhepunkt im Schaffen von MOONSPELL. Nun liegt das dreizehnte Studioalbum „Hermitage“ vor.
Eine neue düstere Reise
„Hermitage“ wurde von Jaime Gomez Arrelano (PARADISE LOST, PRIMORDIAL, GHOST, SÓLSTAFIR) in den Orogne Studios in England aufgenommen, gemischt und gemastert und MOONSPELL einen amtlichen, transparenten Klang verschafft. Davon profitiert dieses vielschichtige, wieder sehr ambitionierte Werk. Denn die Portugiesen brechen auch auf ihrem neuen Album immer wieder aus dem stilistisch engen Korsett des Dark und Gothic Metals aus und stellen „Hermitage“ auf eine deutlich facettenreichere, dynamischere Basis, als dies tausende andere Bands des von MOONSPELL mitgeprägten Genres tun. Dabei gehen die musikalisch gereiften Wölfe immer wieder auch bewusst Risiken ein, anstatt auf Nummer Sicher zu setzen und sich kommerziell einfach dem Markt anzuschließen und behalten dabei ihre eigenständige Atmosphäre. Ja, sie ziehen ihr Ding konsequent durch.
Detailreiche Kompositionen
Auf „Hermitage“ gibt es viel zu entdecken: Der vielschichtige Opener „The Greater Good“ mischt gekonnt krachend fesselnden Düster Metal Marke MOONSPELL, der zwischen melancholischer Gothic und Extrem Metal pendelt, mit recht offensichtlichen Einflüssen von PINK FLOYD, die im Verlauf des Albums immer mal wieder durchscheinen. „Common Prayers“ ist ein treibender, melodischer Gothic Metal-Headbanger, heavy, mit ordentlichem Groove, eine Kombination aus Härte, dezent eingesetzter Elektronik und melancholischen Momenten so typisch MOONSPELL. „All Or Nothing“ ist eher ruhiger, luftiger Progressive Rock, hat etwas von OPETH, mit Fernandos charmantem Klargesang und Akustikgitarren – hätte so auf „Extinct“ gepasst. Der härtere Titelsong selbst überzeugt mit hypnotischen Riffs und toller Heavy Metal Epik im Refrain. „Entitlement“ ist eine verträumte Halbballade mit Piano, Gitarren, der Refrain poppig eingängig, dabei alles unterschwellig düster, einige dezent jazzige Ausflüge, erinnert von der Stimmung an „Antidote“; während das dynamische „Solitarian“ mit getragener Melodie wie eine Fortsetzung des vorherigen Stücks ohne Gesang wirkt. Hier schimmern auch wieder recht stark PINK FLOYD durch. „The Hermit Saints“ ist eine wuchtige, epische Hymne mit fetten Chören und trägt viel vom alten Charme von MOONSPELL ins sich, ebenso kommen hier die BATHORY Wurzeln der Portugiesen zum Tragen. Schwer, emotional, mitreißend! Kontrast – „Apoptheghmata“ geht wieder in eine völlig andere Richtung, hat was sakrales in sich, dazu stetige dynamische Wechsel inklusive Anlehnung an Achtziger Pop! „Without Rule“ beginnt zunächst bluesig, trägt etwas David Bowie in sich, ehe sich das Stück zu einem satten Kracher entwickelt, mit proggiger Wand aus Synthesizer und Gitarre.
Eines der vielseitigsten Werke von MOONSPELL
„Hermitage“ ist eines der vielseitigsten Alben der Portugiesen. Stets interessant und spannend gehalten, mit dichter Atmosphäre, haben MOONSPELL all die verschiedenen Facetten ihres Klangkosmos gekonnt miteinander verbunden und verwoben, dass alles in sich schlüssig und homogen klingt. Das Album ist sehr melancholisch, aber nicht wie es bei „Darkness And Hope“ war, eher befreiend. Der Progressive Rock/Metal tritt stärker in den Vordergrund, das Album zeigt eine enorme Reife. Und trotz aller Diversität verlieren MOONSPELL nie ihre eigene Identität.
Eigentlich das gleiche wie immer, talentierte Musiker, kreativ, experimentierfreudig, wandlungsfähig, mit unheimlich vielschichtiger Musik, bei der es viel zu entdecken gibt. ABER es geht einfach nicht mehr an mich ran, lässt mich größtenteils teilnahmslos zurück. ich weiß auch gar nicht was mir diese Musik vermitteln will, oder geht es am Ende nur um die Musik selbst? Als ziemlich nervig empfinde ich zudem das Schlagzeug, klingt mir irgendwie zu aufgeregt und dafür zu sehr in den Vordergrund gemischt.
Schätze diese Band, vor allem weil sie genau das machen, worauf sie Lust haben, aber mögen tue ich ihre Mucke schon lange nicht mehr so wirklich.
Geht mir ähnlich…
Kam nach der Irreligious noch irgendwas? Die 1755 wurde ja ziemlich abgefeiert, mir gefiel die aber nicht wirklich bzw hab ich da bis heute keinen Zugang zu gefunden.
Gute Band auf jeden Fall… Aber ich find sie etwas überbewertet
Nach dem, was ich auf YT gehört habe, habe ich gar keine Lust da irgendwas zu analysieren. Klar, wer so lange im Geschäft ist, sollte sein Instrument schon halbwegs beherrschen und auch wissen, wie man Songs schreibt, aber besonders aufregend finde ich das nicht. In die Jahre gekommener Altherren Gothic (Metal möchte ich das fast nicht nennen), was ja auch so ist. Mir fehlt da etwas der Pep.. man kann das natürlich auch „erwachsen“ nennen.
Ein für mich sehr schwieriges Album von MOONSPELL. Es gibt Tage, da kann ich es mir als Hintergrundbeschallung geben und Tage da graust es mich. Das Erfreuliche zuerst: Man ist weg vom überkomprimierten Tue Madsen Sound. Die Produktion ist sehr warm und dynamisch.
Musikalisch ist das für mich Altherren-Rock. Soll an „Sin/Pecado“ erinnern, ein Album was bei den Fans nicht so gut ankam, wobei ich jenes Album viel besser finde als „Hermitage“, da dort zumindest E-Gitarren herrschen. Mir ist „Hermitage“ auf Dauer zu ruhig und zu unspektakulär. Einige Songs wie „All or Nothing“ kommen gar nicht aus dem Quark. Über 7 Minuten, bei dem man hofft, das etwas passiert…doch es passiert nichts. Für mich der Tiefpunkt des Albums, welches generell ein Tiefpunkt in der Diskografie von MOONSPELL darstellt. Generell ist mir zuviel Akustikgeplänkel mit bei.Ich habe hin und wieder den Eindruck, dass beim Mix die Spuren der E-Gitarre versehentlich gelöscht wurden, merke dann allerdings, dass es so gewollt war. Als ob sich das Album nicht ohnehin wie ein Kaugummi zieht, knallt man noch 2 überflüssige Instrumentalstücke auf das Album.
Fast jeden Song hätte man kürzen bzw. straffer gestalten können.
Ich kaufte mir das Album zur Komplettierung der Diskografie doch selbst dafür taugt es nicht. Das CANDLEMASS Cover ist eines der besseren Stücke. Den oft gelesenen Vergleich mit „Sin/Pecado“ kann ich nicht teilen, selbst das softe „Omega White“ klang besser. Und „Alpha Noir“ war schon relativ schwach. Das MOONSPELL das jemals unterbieten können, hätte ich nicht gedacht. Doch „Hermitage“ ist der Beweis.
Solle das nächste Album ähnlich sterbenslangweilig klingen, wird es Zeit einen Schlussstrich drunter zu ziehen.