Moonlight Prophecy - Spellbound (EP)

Review

MOONLIGHT PROPHECY haben sich viel vorgenommen. Zwischen progressivem Thrash und Neo-Klassik wollen sich die US-Amerikaner (oder besser: DER US-Amerikaner Lawrence Wallace) bewegen – sprich: klassischer Prog also. Große Ambitionen, gerade für ein Projekt, das mit „Spellbound“ gerade mal seine Debüt-EP veröffentlicht – und das auch nur mit Unterstützung am Bass. Das kann doch nicht gut gehen.

Und das tut es auch nicht. Wer leuchtenden Auges/gespitzten Ohres an Bands wie MEKONG DELTA oder an eines der klassikorienterten Projekte des Jimmy Pitts gedacht hat, kann im Grunde aufhören zu lesen. Stattdessen ist „Spellbound“ kaum mehr als eine billige Jeff-Loomis-Kopie, die vielleicht mal an der klassischen Musik vorbei getragen wurde. Loomis‘ Solo-Alben sind bestimmt der Haupteinfluss für Wallaces Gitarrenarbeit – immerhin wird er unter anderem auch auf der Facebook-Seite zitiert.  Und sicher sind sie auch Inspiration für das Songwriting gewesen. Während Loomis jedoch etwas von Dramaturgie versteht, gefällt sich „Spellbound“ eher darin, die Songs mit repetitiven Discount-Loomis-Soli zuzukleistern. Das kann man mögen, wird aber selbst auf die kurze Spielzeit von etwas über elf Minuten schnell langweilig. Denn Abwechslung gibt es nur wenig.

MOONLIGHT PROPHECY und der Fehlstart

Der Einleitende Titeltrack versucht sich an epischen Melodiebögen, die jedoch an dem fehlenden Drive des Songs scheitern. Der Track klingt eher nach eingeschlafenen Füßen denn nach der brennenden Passion der Klassik. Zugegeben: so um die 2:36-Marke herum haut er dann doch mal ein fettes Solo heraus, das war es aber auch schon an Highlights für diesen Track.

Leider gibt es auf der EP nur eine weitere Stelle, die ebenfalls funktioniert. Und es ist genau die Stelle, an der Wallace seine viel zu hoch gegriffene Ambition für einen richtig dicken Groove beiseite legt. Das passiert relativ zu Beginn von „Eternal Oblivion“. Nach obligatorischem Geplänkel legt die Rhythmik um die 0:55-Marke richtig los, sodass „Spellbound“ zumindest kurzzeitig sogar mal Spaß macht. Dies ist der einzige Song, der auch Gesang enthält. Keinen sonderlich bemerkenswerten allerdings, weshalb der eben angesprochene Spaß auch nur von kurzer Dauer ist. Dazu hört der Song abrupt auf. Oder zumindest wirkt es so, als wäre der Track nach dem Fadeout noch mal ein gutes Stück weiter gegangen.

Jegliche Hoffnung zerschießt jedoch der Rausschmeißer „Witch Hunt“, dessen jubilierende Riffs vermutlich ebenfalls Epik suggerieren sollen. Doch stattdessen nerven sie ohne Ende und wirken wie das verzweifelte Ringen eines wenig inspirierten Gitarristen um Aufmerksamkeit. Man muss wirklich schon sehr gutmütig sein, um „Witch Hunt“ als einen gut geschweige denn mittelmäßig geschriebenen Song durchwinken zu können.

Beileibe kein gelungener Einstieg, aber…

Passend dazu klingt die Produktion matschig ohne Ende. Das Schlagzeug ist viel zu dumpf, die Gitarren sägen eher stumpf denn scharf und der Bass glänzt – wie so oft bei solch bescheidenen Veröffentlichungen – durch Abwesenheit. Generell ist der Sound irgendwie nicht so recht definierbar. Weder roh noch klar, einfach nur Matschepampe.

Dabei müsste(n) sich MOONLIGHT PROPHECY  nur eingestehen, dass sie/er eben nicht für die überambitionierten Instrumentalwerke gemacht sind/ist. Denn grobe technische Schnitzer erlaubt sich Wallace nämlich nicht. Das macht sein Songwriting sicherlich nur unwesentlich besser. Aber es ist vielleicht ein Zeichen dafür, dass ein Kurswechsel hier durchaus Früchte tragen könnte. Trotzdem: Wer solch große Erwartungen schürt und mit einer Kombination von Thrash und (Neo-)Klassik lockt, sollte nicht mit einem derart plumpen Ergebnis daher kommen. Zurück ans Zeichenbrett!

07.04.2017

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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