Moon Far Away - Athanor Eurasia

Review

Bislang erlangte das Quartett aus Archangelsk, einer Hafenstadt in Nordrussland, nur wenig Aufmerksamkeit in westlicher gelegenen Gefilden. Dabei ist „Athanor Eurasia“ bereits das fünfte Studioalbum von MOON FAR AWAY.  Und auch in diesem zelebrieren Musiker und Sänger um den musikalischen Kopf Count Ash die „Vermählung von traditioneller russischer Folklore und klassischem Neofolk“. Na, wenn das nicht nach einem triftigen Grund klingt, sich mit Gehör und Geist dem 50-Minüter zu widmen.

MOON FAR AWAY wollen ihr kulturelles Erbe neu interpretieren

Nach einem Instrumental empfängt uns mit „The Blank Flag Of The Europe“ der erste englischsprachige Song von Dreien. Alles andere wird, trotz der englischen Titel, in der Muttersprache der Band vorgetragen. Die Band zollt mit dem Quasi-Opener des Albums Tribut an ihre Lieblingsband SOL INVICTUS. Das Werk der Engländer soll hier aus einer russischen Perspektive interpretiert und geehrt werden.

Count Ashs Stimme hat etwas laienhaftes, erdiges. Auf gewisse Weise passt das Unprofessionelle, denn Volksweisen wurden wie der Name schon sagt, vom gemeinen Volk vorgetragen. Es geht es nicht um Perfektion, sondern um das gesellschaftliche, kulturelle Erbe, den Zusammenhalt durch Tradition. Auch Sängerin Leda, welche den Großteil der Songs anstimmt, bewegt sich jenseits der Perfektion. In diesem Fall hat das auch sprachlich bedingt leiernde, jedoch durchaus seine Berechtigung.

„Athanor Eurasia“ überstrapaziert durch Wiederholungen

Auch gewollt scheinen die sich Song für Song gebetsmühlenartig wiederholenden Melodien zu sein. Volkslieder sind oft unterkomplex komponiert, um es allen zu ermöglichen, diese zu spielen und zu singen, ohne vorab für mehrere Stunden Noten studiert zu haben. Leider zieht sich das Album dadurch arg in die Länge.

Nur selten erzeugt die Wiederholung mit nur in Nuancen wahrnehmbarer Steigerung der Energie eine Art Hypnose oder Trance beim sich darauf einlassenden Hörer. Eine besondere Atmosphäre, die im Kopf Bilder erzeugt, mag auch nicht so recht aufkommen.

Die Botschaft, versteckt hinter der Sprachbarriere

Manche Alben brauchen ein paar Durchläufe, weil sie zunächst mit Eindrücken und Vielschichtigkeit überfrachten. Anders MOON FAR AWAY. „Athanor Eurasia“ unterfordert eher und will auch nach dem 10. Durchlauf nicht vollends fruchten. Folklore lebt von ihrer Botschaft. Vielleicht ist es ein Nachteil, dass unsereins nicht die Bedeutung hinter den Textlastigen, meist russischsprachigen Songs versteht.

So schön die vorgetragenen Melodien mit Flöte, Balalaika, Gitarre oder Drehleier auch sein mögen, diese werden in fast jedem Song Wiederholung für Wiederholung überstrapaziert. Der Wille, musikalische Tradition zu bewahren und neu zu interpretieren, ist hoch zu werten. Berühren können MOON FAR AWAY trotz ihrer Ambitionen jedoch nur bedingt.

23.06.2019

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