Djent-Genudel. Entweder man mag es oder man mag es nicht. Für unsereinen ist Djent vor allem dann interessant, wenn er effektive Grooves aus polyrhythmischen Konstrukten erzeugt. Da das in den heutigen, schnelllebigen Zeiten, in denen der Erfolg eines Künstlers scheinbar nur noch anhand von Streaming-Zahlen gemessen wird, viel zu umständlich zu komponieren und daher unrentabel ist, beschränken sich zumindest die Bands, die sich ihr Billing auf größeren Festivals sichern möchten, auf chromatisches Geschrubbe, das dann zwar aufgrund des hohen technischen Niveaus ansprechend klingt, aber mittlerweile besonders im Bereich modernen Progs bzw. vermehrt auch Metalcores so ubiquitär geworden ist, dass es kaum noch etwas besonderes ist. Die kürzlich zum Quartett geschrumpften MONUMENTS latschen mit ihrem vierten Album „In Stasis“ in genau diese Falle.
MONUMENTS könnten so viel mehr aus ihrem Sound rausholen
Es mag unfair erscheinen, ihnen das angesichts unserer bislang durchgehend positiven Rezeption der Vorgängeralben als Vorwurf zu machen, zumal die Briten ja durchaus einiges an Ansehen zu genießen scheinen. Aber so ganz freiwillig sitzt unsereins auch nicht vor dieser Platte, also machen wir zwei mal das beste daraus: Was man dem Album zugute halten muss, ist zuvorderst ein zwar nicht unüblicher, aber dennoch willkommen druckvoller Sound. Gepaart mit der genretypischen Straffheit wohnt „In Stasis“ allein dadurch eine enorme Energie inne, die den Sound erfreulich oft zielstrebig in die Nackengegend fahren lässt. Die Briten zeigen zudem einen ausgeprägten Sinn für eingängige Songstrukturen, die aufgrund des Wechselspiels von Geschrei und Gesang definitiv die Fanmeute aus der Core-Landschaft ansprechen dürfte.
Hier fängt „In Stasis“ aber auch an, die Nerven all jener zu strapazieren, die dem Genudel drum herum wenig abgewinnen können, gerade wenn es wie hier wirkt, als wollte man einfach nur den Leerlauf zwischen Gesangslinien irgendwie füllen. Wenn technische Musik zackig auf den Punkt kommt oder durch symphonische Natur glänzt, dann gibt es ja durchaus interessantes zu entdecken, siehe unzählige positive Beispiele im Tech Death. Und wenn es dort nicht zu kompositorischen Höhenflügen reicht, kann wenigstens mit schierer Brutalität kompensiert werden. Doch weder das eine noch das andere, geschweige denn eingangs erwähnte Polyrhythmik kommt bei MONUMENTS zum Einsatz. „In Stasis“ ist eines dieser Alben (und die Briten ferner scheinbar eine dieser Bands), bei denen der Djent einem rein ästhetischen Zweck dient. Und da JEDER Song auf dem Album mit diesem Riffing zugekleistert wird, setzt relativ schnell ein Gleichklang ein.
Immerhin reicht es für ein paar eingängige Nummern
Wenigstens erweisen sich die Briten aber als solide Songschreiber, ihre technischen Fertigkeiten über jede Zweifel erhaben. Dadurch produzieren sie zwangsläufig einige Höhepunkte. Der erste ist „Lavos“, das durch seine eröffnenden, dissonanten Riffs und diese prachtvolle Hook erfolgreich auf sich aufmerksam macht. Dann dauert es einige Zeit, bis sich mit „False Providence“ das nächste Highlight dank energetisch inszeniertem Refrain zu Wort meldet, dicht gefolgt von „Makeshift Memory“, das mit seiner Hook volle Kanne diese markanten, üblicherweise schwerst geautotunten Gesangsschlenker des modernen RnB emuliert. Und erstaunlicherweise funktioniert das hier in der Umsetzung durch den neuen Sänger Andy Cizek, der hier seinen Studio-Einstand feiert, sogar ganz gut.
Der Rest der Platte erfüllt dann immerhin die notwendige Bedingung, technisch anspruchsvolles Kino für die Ohren mit zweckdienlichen Hooks zu sein, das dieser Tage keinen Originalitätspreis gewinnen wird, aber immerhin auch nicht unhörbar gerät. Der Sound nutzt sich nur eben schnell ab, sodass abgesehen von den Volltreffern nicht sonderlich viel hängen bleibt. Immerhin lassen sich MONUMENTS aber auch keine unnötig langen Songs zu Schulden kommen, es bleibt alles im Rahmen in Sachen Songlänge. Insofern tut „In Stasis“ nicht weh. Eine Ehrenrunde muss für mich aber auch nicht sein …
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