Monolink - Amniotic

Review

November 2016, ein Elektro-Club. Auf der Suche nach ein bisschen Abwechslung zu meinem musikalisch von harten Gitarren dominierten Alltag lande ich dort. Angenehmes Ambiente, nette Leute und auch das eine oder andere Kaltgetränk später, empfiehlt mir meine szenekundige Begleitung einen Künstler namens MONOLINK. Uhrzeit? Keine Ahnung, aber ich bin neugierig und betrete den Floor und bin, das muss ich gestehen, sofort im Sog. Ein Mann, Laptop, Gitarre, Stimme und der Raum versinkt und bewegt sich in Trance. Das ist jetzt gute 18 Monate her und das Debütalbum „Amniotic“ kommt endlich auf den Markt.

MONOLINK ist ein lohnender Blick über den Tellerrand

Warum dass jetzt auf dieser Seite stattfindet? Tja, ein Blick über den eigenen Horizont schadet nie und von der MONOLINK’schen Atmosphäre dürften sich jene, die auf stimmungsvolle Musik unabhängig von ausgedachten Grenzen stehen, ebenfalls angesprochen fühlen. Eben weil neben synthetischen Beats auch mal die Gitarre aufblitzt, weil neben Singer-Songwriter-Einflüssen auch Indie Rock und Folk nicht fern sind und, genau, weil die Atmosphäre verdammt vereinnahmend ist. Dass sich bei satten 75 Minuten Spielzeit auch ein paar Längen einfinden und sich die hypnotische Stimmung in kurzzeitiger Langeweile verfängt, geschenkt. Denn diese kurzen Momente fängt MONOLINK spielend mit wirklichen Highlights auf. Das Wort „Hits“ wirkt bei der eher chillig-berauschenden Stimmung zwar irgendwie deplatziert, lässt sich vereinzelt aber durchaus verwenden.

Den Anfang macht in der Aufzählung „Sirens“, dessen Beat direkt in einen schwebenden Rauschzustand verfällt. Dank des fantastischen Gesangs, dezenten Melodien und einer düsteren, aber keineswegs bedrohlichen Grundstimmung hüllt einen der Song erstmals wundervoll ein. Ohne Gesang, aber nicht minder packend offenbart sich „Frozen“, das in das etwas beschwingtere und „hellere“ „Father Ocean“ überleitet. Auch „Riverman“ ist ein Song, der einen problemlos in ferne, aber durchaus irdische Ruhe-Oasen geleitet und die Reise zum letztendlichen Höhepunkt spannend gestaltet. Denn „Burning Sun“ als Schlusstrack hat mich schon vor rund eineinhalb Jahren live vom Fleck weg abgeholt und in seiner tief emotionalen, treibenden Art samt ergreifender Melodien und Vocals berührt. Das liegt auch am grandiosen Songwriting, der ruhigen, aber spannungsgeladenen Stimmung, dem langsamen, aber stetigen Aufbau des trotz allem gebremsten Tempos und der fast automatisch einsetzenden Tanzbarkeit, die, ein anderes Wort fällt mir kaum ein, hypnotisch wirkt. Ein klarer Anhaltspunkt dafür, dass hinter MONOLINK ein großartiger, kreativer Geist steckt.

„Amniotic“ ist ein ruhiges, entspanntes aber auch sehr emotionales Werk

Natürlich muss ich gestehen, dass ich der Electro- respektive Techno-Welt nicht sonderlich nahestehe und nur selten in diese eintauche. „Amniotic“ also in einen Genrekontext beziehungsweise in Konkurrenz zu anderen Künstlern dieser Gattung zu setzen, fällt daher aus. Im viel wichtigeren Bereich, dem emotionalen, dem berührenden Momentum, das Musik bestenfalls erreichen kann, liegt der in Berlin beheimatete Künstler bei mir aber in diesem Jahr schon sehr weit vorne. Sieht man von den zeitweise monotonen, gleichwohl gut gemachten Songs und Passagen ab, offeriert MONOLINK eine Welt voller Ruhe , die in seiner Emotionalität aber durchaus bekümmern kann. „Fernweh“ fällt mir als eine der treffendsten Ein-Wort-Beschreibungen für die Gesamtstimmung von „Amniotic“ ein. Wer sich einlässt, abtaucht und einfach fallen lässt, kann eine spannende Reise antreten, die vielleicht sogar über den eigenen Tellerrand hinweglockt – fantastisches Debüt eines Weltenbummlers, der unzählige Einflüsse zu einem interessanten Stilmix verwoben hat und damit auch nischenübergreifend seine Anhänger finden dürfte.

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12.05.2018

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