Moker - Translating The Pain

Review

Und schon wieder eine Band, die mit dem sehr trendigen Begriff des „Deathcore“ beworben wird, oh moment, hier ist es sogar „Brutal Deathcore“. Dabei wissen Insider natürlich, dass dieser superduper neue coole Stil ja schon seit mehr als 10 Jahren existiert – oder auch nicht. Mensch Leute, früher hieß das mal Death Metal, warum soll das heutzutage anders sein? Nur weil ein paar Kids im Hip Hop Outfit plötzlich gemerkt haben, wie geil elektronische Gitarren klingen können, wird plötzlich alles durch den Core-Wolf gedreht und zu XY-Core verwurstet. Promoter Soundso beim Label Diesunddas zur Band Schlagmichtot: „Scheißegal was ihr für ’nen Stil spielt, hauptsache irgendwas mit CORE!“.
Legenden berichten ja auch vom sagenumwobenen Viking-Core, doch dazu später, irgendwann mal bei metal.de…

MOKER stammen aus Belgien, prügeln sich seit 2003 durch die Szene und konnten im vergangenen Jahr erstmals mit einem Tonträger auf sich aufmerksam machen. Auf der Split mit OUTCAST konnte man mit drei Songs schon deutliches Potential vorweisen.
Nun steht das Debütalbum in den Regalen, und auch wenn es ein paar Anleihen aus anderen Genres gibt, die man im allgemeinen als „-core“ ummünzen könnte, handelt es sich doch eigentlich um handelsüblichen Death Metal im modernen Gewand. Die Jungs gehen zwar schon recht brutal zu Werke, aber schwingen den Hammer nicht kontinuierlich ohne Unterbrechung. Neben pfeilschnellen, Blastbeat-dominierten Songs finden sich deren Konterparts im groovigen Midtempo ein, z.B. „My World Decays“, welches damit beginnt, dass die Gitarren durch diesen geilen Flanger gejagt werden, den man bereits von FEAR FACTORY kennt (Demanufacture). Das nachfolgende „Tormented Soul“ ist symptomatisch für das Album: Es gibt schnelle, heftige Prügelattacken, Ausraster und dann wieder Parts, in denen zwar die Geschwindigkeit einen ganzen Gag zurückgeht, nicht aber der Druck hinter den Instrumenten. Wie ein Boxkampf in der Schwergewichtsklasse: Vernichtende Schläge und Dampfwalzen-Prügelcombos. Das liegt vor allem an der markanten Art des Drummings, welche die Songs beherrscht.

„Translating the Pain“ ist ein durch und durch solides Album geworden, wenn auch die Songs keine große Vielfalt offenbaren. Die Songs gehen gut in Ohr und Haupthaar, lassen bei entsprechender Lautstärke Mark und Seele erschüttern, und so wie sich ein Schwergewichtsboxer wohl kaum an die Anzahl der Volltreffer erinnern kann, wenn er in der Ecke am Boden liegt, kämpfen die Songs, nachhaltige Wirkung zu entfalten und im Gedächtnis zu bleiben. Für ein Debüt einer Zwei-Mann-Band noch ausbaufähig aber schon über dem Durchschnitt.

19.04.2007
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