Mogwai - Every Country's Sun

Review

Review von Alexander Santel

MOGWAI sind im Bereich des Post-Rocks wohl eine der erfolgreichsten und bekanntesten Bands. Auch eine der strebsamsten, ist doch bislang alle zwei bis drei Jahre neues Material gekommen. Nun steht mit „Every Country’s Sun“ das bis dato neunte Studioalbum an.

Wechsel von Ambient und rockigem Charakter

Mit „Coolverine“ wird langsam und ambient-orientiert gestartet, es dauert eine durchschnittliche Songlänge (vier Minuten), bis der Track sich öffnet und erstmals rockigere Gitarren einsetzen, nur um zwei Minuten später wieder aufzuhören. „Party In The Dark“ hat dann erstmals Gesang mit an Bord und so etwas wie einen Chorus. Könnte so auch im Radio laufen. Die nachfolgenden Songs bringen einen wieder auf die Ambient-Wiese – auch wenn die übrigen Instrumente später einsetzen, wird die Atmosphäre bewahrt. Bemerkenswert ist, dass „Every Country’s Sun“ eher „dreckig“ klingt. Damit meine ich, dass – eigentlich typisch für Rockmusik – hier organisch und mit Ecken und Kanten produziert wurde, vor allem was Gitarren und Schlagzeug angeht (trotz recht klarem, druckvollen Sound, hiermit ist keine Proberaumqualität gemeint). Trotz dieser „Rauheit“ kann man die schwebende Atmosphäre mit relativ einfachen Mitteln (Synthesizer, Keyboard, simples Schlagzeug und ebenso simple Bass-Melodien,“Fuzzy“-Gitarrenverzerrer) erstaunlich gut halten. Die Songs nehmen alle dieselben Grundzutaten, legen den Fokus per Song allerdings reichlich unterschiedlich aus. Mal ist er mehr auf den Gitarren, ein andermal mehr auf den wabernden Synthies. Dadurch sind die Lieder weniger Lieder, sondern eher Movements, die in Relation zum ganzen Album gesehen werden sollten.

In „1000 Foot Face“ bringen MOGWAI zum zweiten und letzten Mal Gesang ein, es ist fast schon ein balladeskes, sehr reduziertes Stück. „Don’t Believe The Fife“ fängt wieder sehr zurückhaltend an und steigert sich am Schluss dann schon fast zu einem klassischen Rockstück. Die dreckigen Fuzz-Gitarren werden für die nächsten beiden Stücke wieder ausgegraben und lassen einen aus der Trance hochschrecken … vor allem „Old Poison“ hat es mir da angetan, – die Nummer hört sich fast wie eine furiose Jam-Session an. Das abschließende Titelstück geht dann wieder in ruhigere, ambient-mäßigere Gefilde mit hohem Synthesizer-Anteil zurück. Ein würdiger Ausklang.

Alles wie aus einem Guss – gut oder zu zähflüssig?

Im Vergleich zu den älteren Alben von MOGWAI wirkt „Every Country´s Sun“ für mich ein wenig mehr aus einem Guss. Mit Ausnahme von „Mr. Beast“ ist es auch wahrscheinlich das mit dem größten rockigen Gitarrenanteil. Zwar funktioniert das Album als Ganzes gut und hat einige nette Songs zu bieten, würde man mich nach Höhepunkten fragen, müsste ich aber erst einmal überlegen. Trotz durchaus vorhandener Abwechslung sticht keines der Stücke hervor, es gibt keine Momente, an die man sich erinnert und denkt: „Man, was für ein geiler Part, den Song muss ich gleich noch einmal hören.“ Dieses Album belohnt definitiv mehrmaliges und aufmerksames Hören. Fans der Band und allgemein Freunde von atmosphärischem Post-Rock können gerne ohne Hintergedanken zugreifen. Mich hat „Every Country´s Sun“ trotz an sich vorhandener musikalisch hoher Qualität relativ kalt gelassen.

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24.11.2017

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2 Kommentare zu Mogwai - Every Country's Sun

  1. Miro sagt:

    Tja, witzig. Mir gefällt die Platte deutlich besser als die letzten 3 Ergüsse der Band. 🙂

    8/10
    1. Alexander Santel sagt:

      Ist doch super… Dafür ist die Kommentarspalte da, verschiedene Meinungen kund tun, mich hat’s nich wirklich gepackt…