Moggs Motel - Moggs Motel

Review

Ex-UFO-Frontmann Phil Mogg nutzt die endgültige Pensionierung seiner ehemaligen Band voll aus. Mit MOGGS MOTEL und dem gleichnamigen Debüt präsentiert er das Beste, was der Rock zu bieten hat.

„Moggs Motel“ ist eine Wiedergeburt

Totgeglaubte leben bekanntlich länger. Nachdem sich UFO endgültig auflösten, dachte niemand mehr daran, jemals wieder neues Material vom gesundheitlich angeschlagenen Phil Mogg zu hören. Zum Glück ist der Brite ein Stehaufmännchen, das sowohl das Ende seiner Hauptband als auch die für Künstler herausfordernden Coronajahre nutzte, um mit einem neuen Projekt durchzustarten. Dazu nahm er fertige Songideen, die seiner Meinung nach nicht zu UFO passten, und verpflichtete die Urgesteine Neil Carter und Tony Newton. Dieses Trio arbeitet so gut zusammen, dass „Moggs Motel“ nicht nur ein cooles Debüt ist, sondern eine Zeitreise.

Also: Poliert die Harley, holt den pinken Cadillac unter der Plane hervor und atmet die Essenz der wilden Zeit des Bluesrocks ein.

Auf den Spuren klassischen Rocks

Auf dem ersten Song „Apple Pie“ präsentiert das Projekt sofort, worauf wir uns freuen dürfen: Klassische Gitarrensoli paaren sich mit rhythmischen Drums und typischen Background-Gitarren in bester Bluesmanier. Phil Moggs Stimme ist angenehm gereift. Seine Erkrankung scheint nicht nur gut therapiert worden zu sein, sondern hatte offenbar auch einen positiven Effekt auf die stimmlichen Fähigkeiten des ehemaligen UFO-Mitglieds. Moggs’ Stimme erinnert an BRUCE SPRINGSTEEN, ohne durch das rauchig kratzige Timbre des Bosses wie ein Duplikat zu wirken. Hinzu kommen die hingebungsvollen Kompositionen. Man spürt geradezu, wie Carter und Zweitgitarrist Tommy Gentry jeden einzelnen Akkord mit Leidenschaft zupfen. Auf „Other People’s Lives“ kommen all diese Vorteile zusammen und treffen auf einen hervorragend inszenierten Backgroundchor. Wenn der Hörer denkt: „Das war cool, aber mehr geht nicht mehr!“, packen MOGGS MOTEL auf „Tinker Tailor“ einen an Gospel erinnernden Chor aus und übertreffen sich selbst.

Es ist faszinierend, dass ein Brite so sehr das Feeling klassischer amerikanischer Rockbands beherrscht und dabei frisch und modern bleibt. Die Kompositionen sprühen vor Schmerz und Leidenschaft, ohne dabei pathetisch oder gar depressiv zu wirken. Das von Tristan Greatex designte Cover unterstützt das Bild der Aufbruchstimmung.

MOGGS MOTEL geben Vollgas

Gerne wirft man der alten Garde vor, dass sie nur noch einmal etwas Geld abstauben wolle, ehe sie in den endgültigen Ruhestand geht. Ein solcher Vorwurf mag in wenigen Fällen stimmen, aber auf Phil Mogg trifft das nicht zu. Gab es anfänglich noch Skepsis, ob der ehrwürdige Musiker noch einmal genug Energie für ein neues Projekt aufbringen kann, so kommt nun Demut angesichts der vorherigen Zweifel auf. Das Debüt sprüht vor Energie, Kreativität, Charme und Hingebung. Jeder Schlag am Drumset, jeder Ton, jeder Akkord und jeder einzelne Rhythmus auf dieser Platte passt wie die Faust aufs Auge. MOGGS MOTEL sind die ewig Junggebliebenen, ohne dabei peinlich oder gar verzweifelt zu wirken. Vielmehr erinnern sie an coole, ältere Onkel mit Tattoos, Chopper, Vollbart und Lederkutte. Das schafft Mogg nur, weil er dieses Feeling lebt.

Diese Hingabe an die Musik, gepaart mit den jahrzehntelangen Erfahrungen, machen das Erstlingswerk von MOGGS MOTEL perfekt. Wer in diesem Jahr unbedingt eine neue Rockscheibe haben will, wer einfach mal wieder dieses alte Feeling des Rock & Blues spüren will, der sollte – nein, muss – MOGGS MOTEL erleben.

07.10.2024

Ich liebe das Schreiben und den Metal. Warum nicht beides kombinieren?

Exit mobile version