Die Erde bebt, die Triebwerke bringen die Luft zum Glühen, und die dänischen Neo-Thrasher von MNEMIC heben ab um mit ihrem dritten Album endgültig durchzustarten. Der auf den Vorgängern beschrittene Weg in der Schnittmenge zwischen FEAR FACTORY, MESHUGGAH und STRAPPING YOUNG LAD erfährt auf „Passenger“ seine logische Fortsetzung, allein schon der Intro-Track könnte glatt von einem neuen SYL-Album stammen: Geballte Power modernen Thrash-Metals, mitreißende Riffs, Stakkato-Gewitter, die sich mit mächtig viel Groove abwechseln, zermürbendes Blast-Drumming und dezent eingesetzte Synthesizer.
MNEMIC präsentieren sich nach einigen Änderungen im Line-Up vielseitiger als je zuvor, was dem wirklich ausgezeichnetem Songwriting zu verdanken ist. Man hört die Vorbilder nach wie vor heraus, aber der Sound von MNEMIC klingt nicht mehr nur wie eine Kopie. Eingängigkeit paart sich mit komplexen Songstrukturen – geile Hooklines, nach vorne preschende Smash-Hits, pures Adrenalin! Brecher wie „Pigfuck“ walzen im Midtempobeat jeglichen Widerstand platt, und erzeugen eine regelrecht kalte Industrial-Atmosphäre. Das liegt allerdings nicht nur am sterilen, mechanischen aber überaus effektiven Riffing, sondern vor allem an der Leistung des neuen Frontmanns Guillaume Bideau, der vorher bei SCARVE das Mikro malträtiert hat. Er hat’s einfach drauf, aggressives Shouting, hymnenhafter klarer Gesang ohne Makel und fast schon psychotischer Sprechgesang, wie ein Erzähler, der den Hörer an die wuchtigen Songs fesselt, sie nicht mehr loslässt. Alles in allem eine hochexplosive Mischung, die auf jeden Fall live nichts von ihrer Energie missen wird.
Leider verirren sich MNEMIC ein paar Mal in ihren komplexen Strukturen, steuern etwas ziellos umher, bevor sie wieder auf den richtigen Kurs kommen. Im Vergleich zu den Vorgängern wird man aber stets rechtzeitig aufgefangen, nach ein paar wirren Manövern fliegt der Jet wieder geradewegs aufs Ziel zu. Wie dieses Ziel für MNEMIC anno 2007 aussehen wird, darauf dürfen wir gespannt sein. „Passenger“ ist ein großer Schritt nach vorne, und auch wenn das Gerede vom dritten Album – DEM entscheidenen Album in jeder Bandkarriere – ziemlicher Murks ist, könnte es der Band dennoch helfen, ein paar Stufen auf ihrer Leiter emporzusteigen, und allen Fans modernen Metals ordentlich einzuheizen.
Die ersten beiden Alben sind besser. Und ein Sängerwechsel ist immer schwer zu verkraften – klingt Bideau zwar beim Gekreische sehr nach Bogballe, doch könnte er diesem im cleanen Gesang kaum unähnlicher sein. Mnemic sind mit diesem Album eingängiger geworden und gehen wohl mehr in Richtung Kommerz – die Single Meaningless beweist das. Schlechter sind die Dänen (und der Franzose) dadurch zwar nicht unbedingt, aber die Atmosphäre der ersten 2 Alben wird nicht mehr erreicht. Ist auch nicht nötig, denn die neuen Mnemic kreieren einen neuen Sound, der zwar nicht mehr so unberechenbar und scharf wie der von The Audio Injected Soul oder von Mechanical Spin Phenomena, aber dafür wilder (durch die wilden animalischen Schreie Bideaus) klingt. Richtig thrashig wirds bei In Control, der mit einem headbang-zwingenden Riff in der Strophe aufwartet. Klasse! In The Nothingness Black ist der beste Song der Platte, hier stimmt einfach alles: Der ungewöhnliche Mnemic’sche Rhythmus, der passende Gesang im Refrain und die gut eingesetzten elektronischen Elemente. Der cleane Gesang bei Meaningless hätte ein wenig gedrosselt werden können, damit wollten Mnemic wohl unbedingt einmal in MTVs Musikprogramm zu sehen sein… Ein weiterer Anspieltipp wäre dann noch Shape Of The Formless. Der Rest de Platte bewegt sich auf einem recht guten Niveau, erwähnenswert wäre dann wohl noch Pigfuck (im Refrain spielen Mnemic gegen den Takt). Insgesamt kann man zwar sagen, dass Mnemic mit Michael Bogballe besser dran gewesen wären, aber Guillaume Bideau macht seine Sache gut. Dennoch handelt es sich hier um das schlechteste Mnemic-Album, was nicht zuletzt an der erhhten Eingängigkeit liegt. Knappe 8 Punkte.