Hui, nicht schlecht staunen musste ich beim ersten Genuss dieses Albums, denn selten bringen es Musiker fertig, Eigenständigkeit, wahnwitzige Technik, Feeling und Brutalität so gekonnt zu vereinen und auf Konserve zu bannen wie dieses Duo. Es ist fast schon unmöglich zu beschreiben, aber unternehmen wir mal einen Versuch: nehmt die Technik von NECROPHAGIST, die Brutalität und Nervosität sowie die Lava-Riffs von MORBID ANGEL, die spacigen Elemente von NOCTURNUS, VOIVOD, OXIPLEGATZ und gaaanz entfernt auch STRAPPING YOUNG LAD, den psychotischen Wahnsinn von MASS PSYCHOSIS und die Verspieltheit von SADIST, und ihr habt eine vage Vorstellung dessen, was auf „Behind The Shadows Lie Madness“ abgeht. Nicht meckern wegen des Namedroppings, ich sagte „eine vage Vorstellung“.
Dieses sehr blastbeatlastige Werk, welches sich mit der Geschichte des Römischen Reiches auseinandersetzt, besitzt eine beeindruckende Intensität, und trotz der Virtuosität der beiden Musiker sowie der extremen Komplexität der Stücke bleibt alles stets nachvollziehbar. Egal, ob man sich die Rübe demontieren möchte oder die Takte mitzählen will – beides geht. Irrsinnige Drums, ein wild schnarrender Bass sowie die vielseitige Gitarrenarbeit, welche von simplem Riffing über sechskomasechsechsfach gekräuselten Fingersalat bis hin zu wahnsinnigen, verhallten Tapping-Soli alles abdeckt, drehen einem das Hirn wunderbar auf links, und Rayner Coss‘ manisches Brutalo-Gebrüll hebt sich wunderbar vom Death Metal-Einheitsbrei ab. Sehr geil kommen auch die zahlreichen, flirrenden Effekte, die dem Album eine unheilvolle, mystische Atmosphäre verleihen.
Jeder progressivaffine Knüppelfan ist hiermit verpflichtet, sich dieses Monstrum zu Gemüte zu führen, denn auf diesem Niveau bekommt man äußerst selten etwas aus dieser Ecke geboten – und schon mal gar nicht mit so viel Seele und Feeling. Zwar meinen es MITHRAS manchmal doch ein bisschen zu gut mit allem, was sicher auch damit zu tun hat, dass dieses extremmetallische Kamasutra für Fortgeschrittene eine knappe dreiviertel Stunde lang ist – aber sonst stimmt eigentlich alles. Weniger als acht Zähler wären demnach frevelhaft!
Die Jungs zeigen, dass technischer Death metal noch nicht gänzlich abgenudelt ist. Das Album übertrifft seinen vorgänger in jeder Hinsicht! Wahnsinnig gute Gitarrenarbeit!