Mistur - In Memoriam

Review

Galerie mit 8 Bildern: Mistur - Ragnarök 2012

Freunde der als WINDIR-Erben gehandelten Bands brauchen seit jeher vor allem eins: Geduld! COR SCORPII werkeln derzeit wohl noch am Nachfolger ihres Debütalbums „Monument“ (2008), während MISTUR mit „In Memoriam“ immerhin nach sieben Jahren ihr Zweitwerk veröffentlichen. In der schnelllebigen Zeit besteht häufig die Chance, in Vergessenheit zu geraten, nicht so bei den Norwegern – stilistisch gibt es in dieser Sparte zum Glück kaum Konkurrenz.

Allen voran nicht auf diesem Niveau. Das Warten hat sich also gelohnt. „In Memoriam“ lässt nämlich binnen Sekunden Bilder von großflächigen Wäldern, ausladenden Fjordlandschaften und verschneiten Bergen entstehen – immer getragen von der MISTUR ureigenen, ganz natürlichen Melodiösität. Die Norweger haben Ihre Welt nämlich, wenig überraschend, erneut größtenteils auf majestätischen Melodien und bereichernder Synthie-Untermalung aufgebaut – nie störend, nie kitschig.

„In Memoriam“ besitzt durchaus einen wohldosierten Pathos, der gut zu einer stimmungsvollen Wanderung  durch nordische und kalte Landschaften passt. Bei all der Melodie haftet MISTUR auch immer eine gewisse Rauheit an. Neben all den majestätischen, mitreißenden Melodien weist das Zweitwerk auch Kanten auf – so ist schon im Opener „Downfall“ das Zusammenspiel aus packender Leadgitarre und fantastischem Klargesang einerseits und schroffen, stürmischen Riffs und Keifen andererseits imposant.

Ein Abfallen oder Abwenden von dieser Gangart ist in der Folge selten zu beobachten. „Distant Peaks“ etwa beginnt deutlich stürmischer, entwickelt sich ungefähr zur Mitte hin in eine etwas proggige, aber unspektakuläre Richtung und zeigt damit eine seltene Ausnahme auf dem MISTUR-Zweitling – nicht alles ist wirklich begeisternd.

Das ist allerdings schnell vergessen. Sowohl das ruppige „Firstborn Son“ als auch die melodischen Höhepunkte „Matriarch’s Lament“ und „The Sight“ zeigen, dass sich bei MISTUR die Geduld eindeutig gelohnt hat.

„In Memoriam“ wird Liebhabern des Sognametals allein bei der Erwähnung das Herz höher schlagen lassen. Allerdings wäre es fatal, MISTUR in den Schatten WINDIRs zu stellen. Denn die Band besitzt genügend eigene Ansätze, um mehr als eine Fortführung von Valfars Erbe zu sein. Trotzdem, von der Hand zu weisen ist die Basis Ihres Klangs auch auf diesem Album nicht – aber wen stört das schon?

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23.04.2016

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4 Kommentare zu Mistur - In Memoriam

  1. Sognajünger sagt:

    Sehr treffende Rezension zu einem großartigen Album. Bin vor allem von „Matriarch’s Lament“ und „The Sight“ begeistert und würde für die Scheibe sogar noch ein Pünktchen mehr zücken

  2. Mist-Uhr sagt:

    Wie hat es ein Rezensent eines anderen MAgazins sinngemäß geschrieben? „Von allem zuviel“. Die Weiterentwicklung vom Debüt Attende zu In Memoriam besteht darin, dass Mistur die Mucke mit komischen Breaks, Einschüben, weiteren dezenten Synthspielereien und anderen Elementen versehen haben, die für sich gesehen für gute und im Ohr hängenbleibende Songs sorgen könnten. Aber sie tun es nicht. Neben der leblosen Produktion sorgen die erwähnten Breaks, die eher auf Melodeath- oder Thrashscheiben eine gute Figur machen würden, zumindest in meinem Fall nicht für die gewünschte Atmosphäre. Wenn man im Vergleich eine Truppe wie Havukruunu hört, sollte klar sein, wer mehr erhebende Gefühle transportiert. Die Finnen ersticken nicht jedes erhebende oder schwelgerische Gefühl mit seltsamen Thrashbreaks im Keim wie es Mistur tun. Ich erkenne an, dass Mistur sich Mühe gegeben haben. Aber zugleich hat die Band wohl zuviel daran herumgedoktort und die ganze Chose halbseitig gelähmt. 6,5 Punkte.

  3. Bluttaufe sagt:

    Da ja COR SCORPII ja jüngst was neues veröffentlicht hat, vergnügte ich mich in den letzten Tagen unter anderem mit MISTUR.
    Ich gebe zu, dass „In Memoriam“ zu keiner Zeit an „Attende“ heranreicht. Der einstige Zauber ist zwar noch nicht verflogen ist aber zum Großteil ziemlich verpufft.
    Und dann diese beschissene Produktion, welche an der Kotzgrenze zum Clipping ist. Das Schlagzeug ist hier besonders betroffen.
    Verspielte 8 Punkte.

    7/10
  4. celticfrost93 sagt:

    Nicht so stark wie Cor Scorpiis – Ruin, aber dennoch unvergleichlich, was auch hier abgeliefert wird. Hier kann man Windir nicht so richtig heranziehen, bis auf ein paar Keyboardpassagen.
    Mistur haben sich im Songwriting deutlich gesteigert und klingen deutlich erwachsener. Wer unbedingt ein Windirtribut sucht, ist hier falsch. Aber wenn man dem Album ein paar Durchläufe gibt, dann offenbart sich hier ein kleines Meisterwerk mit vielen Details.
    Super Scheibe!

    9/10