Nachdem bereits das selbstbetitelte Debüt der Krawallbrüder MISTRESS wiederveröffentlicht worden ist, durfte auch das Nachfolgewerk eine soundtechnische Überarbeitung erfahren und steht nun um zwei Bonustracks erweitert in den Händlerregalen. Dabei hat man wieder zwei Songs gecovert und sich diesmal zum einen DARKTHRONEs „In The Shadow Of The Horns“ und zum anderen CROWBARs „Like Broken Glass“ angenommen. Letztere waren zwar noch nie mein Ding, aber auch ohne Vergleich zum Original weiß die MISTRESS’sche Version zu gefallen, was man übrigens auch vom DARKTHRONE Song behaupten kann, der trotz fett bratender Gitarren noch funktioniert.
Im Vergleich zum Erstling gibt man sich auf „Chronovisor“ zwar immer noch grindig und crustbeeinflusst, was sich deutlich in punkig-flockigen Songs wie etwa „Piss For Blood, Shit For Brains“ (was für ein Titel!) oder „Wanker Colony“ äußert. Zum anderen sprechen Songs wie das schmutzig-doomige Titelstück, das als fieses Interlude daherkommt, oder „Gotaboy“ immer noch dieselbe Sprache wie das Debüt und treiben das Sludgemoment des Sounds sogar noch etwas weiter. Und in „Hit Bottom“ haben sich sogar ein paar Black Metal Gitarren verfangen. Allerdings zeigt man bei der Intonation der Vocals jetzt ein Herz mit den Hörern, denn die gestalten sich lange nicht mehr so nervig wie noch auf „Mistress“. Dass „Chronovisor“ trotzdem nichts für zartbesaitete Gemüter ist, muss hier wohl kaum erwähnt werden. MISTRESS, oder auch die „Lords of all that is wrong“, lassen wirklich keinen Zweifel daran, dass bei ihnen in frühester Kindheit irgendetwas gravierend danebengelaufen sein muss. Anders lässt sich dieser neuerliche akustische Amoklauf mit schwerem Gerät kaum erklären. Wem bereits das Debüt gefallen hat, der wird auch an „Chronovisor“ seine helle Freude haben.
Das war damals mein erstes MISTRESS Album. Ich habe allerdings nur die Erstauflage ohne Bonus. Tja, so schlecht kann ich den Zweitling der Briten damals gar nicht gefunden haben – landeten doch alle weiteren Alben der Band in mein CD-Regal. Das Debüt war schroff, grindig und roh. Beim Einlegen der CD wirkt der Sound im Vergleich zum Debüt etwas dumpf, verwaschen, weniger grindig. Ältere CROWBAR kommen mir in den Sinn, was kein direkter vergleich sein soll. Schon im 1. Song gibt es lupenreine HC-Punk bzw. Crust Parts zu bewundern. Genial! Aber bereits beim 2. Track wechselt man zum pfeilschnellen Death Metal und hier stört die scheppernde Produktion enorm. Komisch, denn in langsamen Gefilden drückt die Klampfe für Sludge Verhältnisse recht gut.
Der Gesang ist so giftig wie er sein sollte.
Auch wenn es damals mein erstes MISTRESS Album war, retrospektiv betrachtet kupfert man zu sehr bei CROWBAR und EYEHATEGOD ab. HC-Punk und Crust aus der Frühphase kennen die Jungs auch. Die Produktion vermiest so einiges. Aber beim Nachfolger „In Disgust We Trust“ geht man andere Wege – mehr Grind, Crust Hardcore und eine kleine Prise Death Metal (ob der Albumtitel eine Anspielung auf die britische Crust Band DISGUST ist? Wer weiß.), Sludge Parts muss man dort und auf dem 4. Album mit der Lupe ausmachen.