Missiles - Weaponize Tomorrow

Review

Soundcheck Mai 2024# 15

MISSILES bringen mit “Weaponize Tomorrow” die Achtziger zurück. Jedenfalls wurde das Albumcover mit dem Kind, das mit einer AK-47 im Kontrollzentrum eines Kernkraftwerks sitzt, zu einem Moodsetter für die Band, der Kalte Krieg diente als Inspiration und Leitfaden. Herausgekommen ist ein Werk, das mit seinen acht Tracks an den Post-Punk- und New-Wave-Sound der beginnenden Achtziger anknüpft und äußerst lebendig klingt – nicht zuletzt, weil der Kalte Krieg irgendwie ja doch wieder so aktuell wie schon lange nicht mehr ist.

MISSILES bringen mit “Weaponize Tomorrow” die Achtziger zurück

“Weaponize Tomorrow” ist ein Album, das vielleicht nicht ganz so unkonventionell und destruktiv klingt wie die Vorbilder, aber gerade deshalb so gut hörbar ist. Oder aber man hat die heutige Technik dann doch an den richtigen Stellen eingesetzt: Jedenfalls klingt der Gesang von Sänger und Gitarrist Gabriel Forslund vergleichsweise harmonisch und pendelt sich zwischen dem abgehackten Bellen der Punk-Vorbilder und dem samtigen Raunen eines Andrew Eldritch ein. Instrumental haben die Schweden aber die Achtziger inhaliert – Gitarrenriffs und Keyboardsounds weisen so original auf den Post-Punk, wie es nur geht.

Der Sound stimmt also, wie steht es aber um die Songs? „Dead Summer Moon“ ist ein treibendes Uptempostück mit einem positiven Refrain und somit ein Opener nach Lehrbuch. „Living In A Nuclear Town“ verharrt mit seinem skelettierten Rhythmus lange im Wartemodus, bis im Refrain sahnige Synthesizer eine schwer zu ignorierende Melodie spielt. „Deathlike Love“ erinnert dagegen an die eingängigen Qualitäten des Gothicrocks – wenn es um die Auswahl potentieller Singles geht, würde man hier auf jeden Fall fündig.

Dagegen ist das atemlose, angedeutete „End Of The Line“ ein willkommener Kontrapunkt, ehe „A Circular Madness“ wieder ein wenig Gothicrock hervorkramt, der mit vergleichsweise tiefer Stimme, effektiven Akkorden und markanten Reverbgitarren punktet. Danach folgt mit „Leeches“ ein punkiges Uptempostück, das im Refrain eine sirenenhafte Melodie hervorbringt, die man nicht überhören kann – bis das abschließende „Radio Dark“ (eine Referenz an OMDs „Radio Prague“?) tatsächlich mit Sirenengeheul eingeleitet wird, dann aber auf Surfgitarren setzt und mit seiner dräuenden Dramatik dem Titel alle Ehre macht.

Songs, die schon immer da waren

Keine Frage: Das Album zielt ja mit seinem Sound sehr konkret in die Vergangenheit, aber auch die Songs haben das Zeug, als Klassiker der Vergangenheit durchzugehen. Als Songs, die schon immer da waren und die diese Zeit selbst mitgeprägt haben. Das ist mit einer gewissen Bewunderung gesagt. Einziger Kritikpunkt: “Weaponize Tomorrow” hätte bei seiner recht kurzen Spielzeit mit einem zusätzlichen Song noch runder geklungen. Das sollte euch aber nicht davon abhalten, MISSILES mit ihrem Album anzutesten.

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16.05.2024

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