Miss May I - Rise Of The Lion

Review

Große Entwicklungen scheinen bei MISS MAY I ebenso wenig angesagt zu sein wie ein generell innovativer Stil – dafür scheinen die Jungs aus Ohio (USA) aber sehr beliebt zu sein. Wirklich verwunderlich ist das nicht, schließlich setzt auch „Rise Of The Lion“ auf die altbewährte Rezeptur aus Härte und Melodie – oder eben straighter Metalcore mit einem gewissen Pop-Appeal. Das Ergebnis ist dabei so vorhersehbar wie hörenswert.

Wer Spannung will, darf MISS MAY I auch dementsprechend meiden. Spaß macht „Rise Of The Lion“ aber trotzdem, weil die Jungs eben weder auf einen „Wer vereint die meisten Breakdowns in wenigen Minuten“-Wettbewerb noch auf den immer mehr um sich greifenden Trancecore setzen, sondern sich an alten Szene-Weggefährten wie KILLSWITCH ENGAGE halten. Die Devise ist also klar: Eingängigkeit statt Komplexität.

Das gelingt mit Songs wie „Echoes“ auch wirklich gut, auch weil der Klargesang, wenn auch nicht überragend, gefällig ist. Zeitweise laden MISS MAY I gar zum Mitsingen ein. In ausgewogenen Intervallen schaut dann auch immer wieder die härtere Seite des Fünfers vorbei, setzt dabei aber eben nicht auf Breakdowns, sondern eher auf straightere Moshparts – das richtig hohe Energielevel wird aber immer wieder durch die Fülle an Melodien abgebremst. Das ist nicht schlimm, lebt „Rise Of The Lion“ doch genau von dieser Ausgewogenheit der verschiedenen Stilelemente.

Entsprechend heißt es am Ende auch: Nicht neu, nicht originell und nach zwei bis drei Durchläufen absolut vorhersehbar – und dennoch unterhaltsam. Die Gründe dafür liegen genau in der Einfachheit der Songs, die ohne großes Brimborium auf den Punkt kommen und im besten Fall zu Ohrwürmern mutieren. Im Langzeittest nutzt sich „Rise Of The Lion“ aber genau deshalb schnell ab. Für mehr als vierzig Minuten überragender Unterhaltung fehlt es MISS MAY I nach wie vor an Tiefe. Wer sich aber noch nicht an ALL THAT REMAINS, KILLSWITCH ENGAGE, älteren, weniger komplexen THE DEVIL WEARS PRADA oder den inzwischen aufgelösten AS I LAY DYING satt gehört hat, findet hier wirklich guten US-Metalcore-Stoff.

26.05.2014

Chefredakteur

Exit mobile version