Misery Signals - Controller
Review
Da ist es nun: Das so wichtige, als make-it-or-break-it-Album bezeichnet, dritte Mach(t)werk aus dem Hause MISERY SIGNALS. Mit dem 2006er Release “Mirrors“ und dem herausragenden Debüt von 2004 “Of Malice And The Magnum Heart“ hat man bereits die Messlatte für progressiven Metalcore selber sehr hoch gelegt und schiebt nun mit “Controller“ den nächsten Streich, im üblichen Zwei-Jahres-Takt, nach.
Mit Devin Townsend fiel die Wahl auf den Produzenten, der bereits dem Debüt den passenden klanglichen Anstrich verpasste. Nur leider fehlt diesmal das Rohe von “Of Malice…“ oder die Brillanz von “Mirrors“. Der Sound ist stark auf fett getrimmt und wirkt streckenweise zu glatt, zu steril und zu lieblos. Etwas woran heutzutage viel zu viele moderne Metal-Produktionen kranken.
Allem Anschein nach hat auch Sänger Carl Schubach eine kleine Aufputschspritze bekommen. Seine Stimme klingt voluminöser, durchschlagender und brutaler, aber auch ein wenig monotoner als noch vor zwei Jahren. Zwar arbeitet man häufiger mit cleanen Vocals oder mit kreischenden Backings um dem ganzen entgegenzuwirken, doch bleibt der Frontgrunzer zu häufig in seiner tiefen, leicht angegrowlten Stimmlage verhaftet.
Somit ist der erste Eindruck eher ein negativer. Jedoch gilt auch für dieses Album, wie bei allen voran gegangenen, dass die Songs eine gewisse Zeit für sich beanspruchen, um schlussendlich, wie eine zielgesteuerte Napalm-Bombe, in der Großhirnrinde zu detonieren und einen Flächenbrand auszulösen, der so schnell nicht gelöscht werden kann. “Controller“ ist zwar teilweise viel strikter, kommt schneller auf den Punkt, wirkt durchdachter und der ein oder andere Schnörkel und Haken ist dem zum Opfer gefallen, aber es finden sich immer noch die leckeren Melodien, die brutalen Breakdowns, jede Menge fiese Riffsalven und auch die progressiven Momente, die MISERY SIGNALS ausmachen, kommen nicht zu kurz. Vorhersehbar geht immer noch anders.
Die beklemmende Atmosphäre wurde im Vergleich zum Vorgänger weiter vertieft, wird aber nicht mehr so vordergründig präsentiert, sondern entfaltet sich mit dem mehrmaligen Hörgenuss erst richtig und sorgt für stehende Nackenhaare.
Ist “Of Malice…“ noch eine klare zehn und “Mirrors“ eine eindeutige neun fünfunddreißig siebenundachtzigstel, fällt „Controller“ ein wenig ab und kommt “nur“ noch auf eine acht. Klar ist aber, dass MISERY SIGNALS immer noch zur Speerspitze des progressiven Metalcores gehören und trotz aller Kritik, immer auf einem Niveau von gut bis ober-ober-fett, Songs raus hauen, die so ziemlich alles wegpusten, was in den letzten Monaten in diesem Bereich veröffentlicht wurde. Auch nach dem mittlerweile bestimmt dreißigsten Durchgang fangen die Songs nicht an zu langweilen oder zu nerven, sondern brechen Stück für Stück weiter auf und klemmen sich hartnäckig fest. Für mich in diesem Jahr bisher eines der Highlights!