Miseo - The Dead Will Predominate

Review

Reicht eine EP mit einer Spielzeit im einstelligen Minutenbereich heutzutage noch, um im Death-Metal-Veröffentlichungswust auf sich aufmerksam zu machen? „The Dead Will Predominate“ umfasst lediglich ein Intro und drei kurze Klopper, doch das erste Lebenszeichen der erst in diesem Jahr formierten Hessen MISEO besitzt gegenüber vielen anderen Genre-Veröffentlichungen immerhin einen Vorzug.  

Besagter Pluspunkt des zu keiner Zeit auch nur ansatzweise innovativen Materials ist der enorme Groove, der die variablen und knackig-knallend in Szene gesetzten Dreimüter aufwertet. Man hört, dass die drei Deutschen bereits in anderen Truppen Erfahrung sammeln konnten – der bekannteste Name dürfte dabei LAY DOWN ROTTEN sein, wo Felleverdrescher Timo auch die Stöcke schwingt. Macht „I Hate Humans“ zunächst einen fast schon unangenehm modernen Eindruck, relativieren die folgenden beiden Bratpfannen dies, das Reinheitsgebot des Todesstahls von 1990 wird also nicht völlig mit Füßen getreten. Titel und heraushörbare Textfragmente sind leider – wie auch der dem Griechischen entlehnte und schlicht mit „hassen“ zu übersetzende Bandname – nicht von der Muse geküsst, sprich arg abgedroschen und plakativ („I Hate Humans“, „Deathlist“). Aber das hier ist ja auch kein Anglistik-Kongress, sondern Death Metal – also Augen zugedrückt.

„The Dead Will Predominate“ donnert zwar unkreativ wie ein Kopiergerät, dennoch in seiner wuchtig verpackten Beschwingtheit angenehm belebend über den Friedhof. Wenn jetzt noch am Drumherum gearbeitet wird – sich beim Texten zumindest ein wenig bemühen; zudem ein Logo kreieren, das den Namen verdient –, dürfen MISEO mit einem ersten Album gerne beweisen, dass sie trotz Veröffentlichungsflut ein Existenzrecht besitzen. Dann vielleicht auch mal mit Kreationen, die ein bisschen länger als drei Minuten laufen.

04.10.2013
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