Ich weiß ja nicht, wie oft die Jungs von MISCONCEIVED einem Bezug zu den Bremer Stadtmusikanten in der Vergangenheit schon ausgesetzt waren oder sich scherzhaft als solche bezeichnen lassen mussten. Wenn es auch abgedroschen sein sollte: An dieser Stelle kommen sie leider nicht drum herum – einfach da ein entsprechender Bezug auf das bekannte Märchen der Brüder Grimm an dieser Stelle viel zu verlockend ist. Die Parallele zu der tierischen Combo passt dahingehend besonders gut, dass die Musik des (menschlichen) Bremer Quintetts wohl auch recht ordentlich zum Räuber erschrecken taugen würde. MISCONCEIVED verteilen ordentlich akustische Prügel auf ihrem Zweitwerk: Bei Hassbrocken wie „Welcome To My Hell“ oder „Bringer Of Sorrow“ würde der gemeine Durchschnittshalunke auf jeden Fall das Weite suchen.
Natürlich läge es mir fern, damit das Schaffen der Missverstandenen in die Nähe von animalischem Geschrei und Gezeter zu rücken. Dieser Vergleich kann sich angesichts der qualitativ ansprechenden Darbietung nur auf den allgemeinen Umstand beziehen, dass sich Death Metal für ungeübte Ohren durchaus mal wie ein Talentwettbewerb der Serengeti-Park-Bewohner anhört – hab´ ich mir sagen lassen. Wie auch immer: Auf „Maze Trapped Lunacy“ geht so einiges, denn die seit Mitte der 1990er Jahre aktive Band versteht ihr Handwerk. Den vordergründig verabreichten melodischen Death Metal verfeinert man des Öfteren mit einigen eingängigen, thrashigen Motiven und mixt gelegentlich auch ein bisschen Black Metal mit rein. Einflüsse in der gesamten Bandbreite von MORBID ANGEL bis zu alten KREATOR werden abgedeckt, immer zur guten Unterhaltung der Hörerschaft. Das Drumming treibt, die Gitarren sägen und auch an der Mikrofront wird ordentlich gearbeitet, stellenweise zieht man sogar Ansätze technischeren Death Metals hinzu. Da sich MISCONCEIVED auch mit Liveauftritten im weiteren norddeutschen Umfeld bereits einen ordentlichen Namen erspielt haben (u.a. in Kombination mit DEW-SENTENCED und VADER) kann man das Konzept als durchaus gelungen und erprobt bezeichnen. Die auf „Maze Trapped Lunacy“ dargebotenen acht Tracks haben ebenfalls allesamt ordentliches Konzertpotential – hier bleibt kein Kopf ungeschüttelt, man gibt sich meistens überaus eingängig und gerade heraus, ohne sich auf ein musikalisches (Death Metal) Element zu sehr zu versteifen.
Die Variabilität ist damit Stärke und Schwäche der Scheibe zugleich: Selten werden die Tracks langweilig oder zu vorhersehbar, dennoch hätte ein markanteres eigenes Trademark „Maze Trapped Lunacy“ nochmal weiter nach oben katapultiert. Die Ansätze hierzu sind insbesondere bei den Albumhighlights „Deliverance“ und dem Titeltrack „Maze Trapped Lunacy“ vorhanden, beide Songs wirken deutlich über die eigene Laufzeit hinaus.
Auf jeden Fall ist sicher: Mit „Maze Trapped Lunacy“ muss sich MISCONCEIVED nicht in einem Haus im Wald verstecken!
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